01.05.

0:21 Uhr – ich konnte einfach nicht schlafen… Die sogenannte Matratze war eine Frechheit, sie war bei bestem
Willen eine etwas dickere Decke und in der Mitte total durchgelegen. Darunter war nur das nackte Stahlgestell vom
Bett. Tom schnarchte eine Etage höher leise vor sich hin und mir tat alles weh und ich wünschte mich in mein
eigenes kuscheliges, weiches Bett zuhause. Irgendwie bin ich dann wohl doch mal eingeschlafen und wurde um 3:06
Uhr von einer SMS geweckt „In ihrem Tarif kosten in den USA Gespräche innerhalb des Landes... Die Datennutzung
in den USA kosten…“! USA? Wo zum Teufel war der Kapitän falsch abgebogen oder träumte ich etwa?
Lieber machte ich mal die mobilen Daten aus und startete anschließend Versuch Nummer drei, in eine
Tiefschlafphase zu kommen.

Ein erholsamer Schlaf war auch das leider nicht, aber immerhin döste ich vor mich hin, bis um 6:00 Uhr die
freundliche Weckdurchsage aus den Lautsprechern ertönte. Eine heiße ausgiebige Dusche machte mich halbwegs fit
für den Tag. Tom hatte auch nicht besonders gut geschlafen und stellte sich auch noch mal kurz unter den
Wasserstrahl. Danach wollte er eigentlich nur noch einen Kaffee. Den verkniff er sich aber und stattdessen
marschierten wir um kurz nach 7:00 Uhr zum Autodeck runter.

Als wir alles verladen und unsere Sitzposition eingenommen hatten, fiel mir plötzlich ein, was noch zuhause im
Bücherregal stand… Der Reiseführer von England! So ein Mist, ich hatte immer nur Wales im Kopf und ärgerte mich
nun schwarz. Jetzt hatten wir für York und Liverpool keine Hintergrundinfo. Grummel!

Während ich mich noch ärgerte, wurde der Kaffeedrang meines Mannes immer größer, sodass er sich aufmachte,
das heißersehnte Getränke zwei Decks höher zu kaufen. Nur wenige Minuten später stand er allerdings mit leeren
Händen wieder am Auto. Hinter der Tür zum Treppenhaus stand wohl eine Mitarbeiterin von P&O und passte auf,
dass niemand das Autodeck betrat. Vor ihr eine Menschentraube, die sich auf der Treppe drängelte. Tom hauchte
ein kurzes „Morning“, machte auf dem Absatz kehrt und schlich schnell zu mir zurück. Soviel zum Thema Kaffee!

Um 8:00 Uhr öffneten sich die Schiffsluken und nach einer schnellen Passkontrolle rollten wir auf britischem Boden.
Mein Handy hatte mittlerweile auch vom US-Netz ins UK-Netz gewechselt.

Die Sonne schien bei 9°C und unser Navi wies uns den Weg nach York. Gegen 10:00 Uhr parkten wir in der Nähe
vom Minster. Dank WhatsApp hatten wir nun auch einen Stadtplan und Daten zur Hand. Meine Mama hatte die
Seiten daheim abfotografiert und uns geschickt.

Das Minster (Münster) ist die größte mittelalterliche Kirche in England. Es wurde im Jahr 1472 fertiggestellt. Für 10
Pfund (13,51 €) pP betraten wir das imposante Gotteshaus, bestaunten die riesigen bunten Fenster und
schlenderten eine ganze Weile umher.

Vom Minster aus spazierten wir die schnuckelige kleine Straße „Stonegate“ entlang.

Am Ende der Straße, an der Ecke Davygate befindet sich „Betty´s Café Rooms“. In dem wunderbaren Café gibt es
kleine Mittagsgerichte und natürlich köstlich aussehende Kuchen, Muffins, Macarones und Scones.
Trotz der kleinen Schlange am Eingang bekamen wir recht schnell einen Tisch fast direkt am großen Fenster. Statt
dem dort bekannten Afternoon Tea bestellten wir aber lieber etwas Herzhaftes, ein Club Sandwich und Fischgratin.
Beides war sehr lecker. Etwas Süßes gab es dann aber auch noch, allerdings nahmen wir es gut verpackt als
Betthupferl für abends mit.

Unser nächstes Ziel war „The Shambles“, die ehemalige Gasse der Metzger, mit ihren alten schiefen Häusern und
den zum Teil überhängenden ersten Etagen und Dachgeschossen. Heute befinden sich Touriläden und Lokale in den
kleinen putzigen Räumen. Dennoch verbreitet die schöne Gasse noch sehr viel Mittelalterflair. Wirklich toll dort.

Vorbei an der Kirche „All Saints Pavement“ spazierten wir zur wunderschönen Merchant Adventurers Hall, einem
mittelalterlichen Versammlungshaus.

Nicht weit davon befindet sich Cliffords Tower, den wir als Nächstes ansteuerten. Ein wenig verloren thront das
einzige Überbleibsel der Burg, die dort vor langer Zeit stand, auf einem grünen Hügel.

Im Innern (4,40 Pfund, 5,95 €) gibt es nicht allzu viel zu sehen, aber von ganz oben hatten wir einen wunderbaren
Rundumblick auf die Stadt.

Langsam schlenderten wir zurück zum Minster, stoppten dabei aber zweimal in einem Pub, tranken etwas und
verhalfen nebenbei noch dem einen oder anderen Lädchen zu ein wenig Umsatz.

Als letzten kleinen Abschlussspaziergang stiefelten wir die Treppen zur mittelalterlichen Stadtmauer hoch. Der
lohnenswerte Weg bietet interessante Perspektiven auf das Minster und in die Hinterhöfe und Gärten der Häuser.

Um kurz vor 18:00 Uhr verließen wir dann die schöne Stadt York, die uns sehr sehr gut gefallen hat, und steuerten
unsere Unterkunft in Riccall an.

Zwei süße Bobtails und eine herzliche Frau namens Peggy begrüßten uns freundlich. Nach einer kurzen Begutachtung
des Zimmers (sehr schön und besonders wichtig – weiche Betten) fuhren wir zum Lokal „The Spice“. In einer
ehemaligen Mühle befindet sich heute ein indisches Restaurant, in dem wir lecker zu Abend aßen.

Nach dem köstlichen Essen drehten wir eine kleine Verdauungsrunde um die St. Mary Kirche in Riccall. Auf frischen
Gräbern lagen dort Blumengestecke und Sträuße mit kleinen Zetteln dran, auf denen Nachrichten an den
Verstorbenen standen. Eine schöne Geste.

Im Zimmer gab es noch die kalorienreichen himmlisch schmeckenden Betthupferl aus Bettys Café Rooms. Um
22:30 Uhr fielen uns die Augen zu!

Kilometer: 105
Wetter: 9°C - 12°C Sonne-Wolken-Mix
Unterkunft: B&B South Newlands Farm (69 Pfund, 94 €)
 

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