02.09.

Als das Handy um 5:45 Uhr bimmelte, schlief ich noch tief und fest. Recht zügig waren wir dann aber mit allem
durch und fuhren eine Stunde später zu Hertz, um unseren Leihwagen abzuholen. Im Nationalpark dürfen nämlich
keine Fahrzeuge länger als 21 Fuß fahren und somit musste unser Womo draußen bleiben. Wir hätten zwar auch
mit einem Shuttlebus von Station zu Station fahren können, wollten aber lieber unabhängig sein und die negativen
Berichte im Netz (überfüllte Busse, lange Wartezeiten) bestärkten uns nur in unserem Entschluss.
Die Hertz-„Station" befindet sich im Bahnhof von Whitefish und ist eigentlich eher nur ein Schalter.
Ein fröhlicher älterer Herr begrüßte uns mit einem flotten Spruch. Nach wenigen Minuten waren die Formalitäten
erledigt und wir verabschiedeten uns mit dem Standartsatz „Have a great day!“. „Every day is a great day",
bekamen wir als Antwort. Schön! Der Typ hätte auch auf Hawaii leben können.

 

 


 


Im 7:40 Uhr düsten wir los in den Glacier NP. Aus dem Radio dudelten die Beatles und wir hatten bei 14°C
Außentemperatur mal die Sitzheizung eingeschaltet.
Eine halbe Stunde später erreichten wir den Parkeingang und zeigten unseren Jahrespass und den Personalausweis
vor. Gemütlich cruisten wir mit unserem vollausgestatteten Subaru am idyllischen Lake McDonald entlang.


 


Nach dem See ging es leicht bergauf und wir durchfuhren dichten naturbelassenen Nadelwald. Ein Paradies für Tiere,
die nicht gesehen werden wollen.
Je höher wir fuhren, desto schöner und spektakulärer wurde die Aussicht. Wir konnten uns gar nicht sattsehen!


 


 


Oben am Logan Pass angekommen, traf mich fast der Schlag. Der Parkplatz war komplett überfüllt und das bereits
jetzt um 9:30 Uhr. Mh, wahrscheinlich war 9:30 Uhr für die Wanderung am Pass schon zu spät. Ja, war es! Sah
man ja! Aber früher hätten wir einfach nicht dort sein können…
Alles rumkurven half nichts, hier würden wir nicht parken können. So fuhren wir die 800 Meter zurück zum Park-
platz am Oberlin Bend Aussichtspunkt. Dort waren zwar auch alle offiziellen Plätze belegt, aber wir quetschten
unseren Wagen einfach zwischen eine Mauer und den Seitenstreifen.


 


Dann gingen wir noch schnell zur Toilette und starteten um 10:00 Uhr unsere Wanderung zum Hidden Lake.


 


Es ging erst über Holzbohlen mit unangenehm hohen Stufen bergauf. Später war der Weg dann nur geschottert
und besser zu laufen.
Der Ausblick auf die Berge war unbeschreiblich und wir genossen jeden Schritt.


 


 


 


 


 


Zügig (für unsere Verhältnisse) kamen wir voran und erreichten nach 40 Minuten den Aussichtspunkt.
Wow, was für ein traumhafter Blick!


 


 


Ganz bis zum See wollten wir dann aber nicht mehr runterlaufen, gingen stattdessen nur noch bis zur nächsten
“Ecke“. Welch ein Glück, denn dort hielten sich zwei Mountain Goats (Schneeziegen) auf. Ich freute mich
wahnsinnig, es ist nämlich keine Selbstverständlichkeit, die Tiere da oben zu Gesicht zubekommen. Mama- und
Babyziege ließen sich durch uns nicht stören und futterten genüsslich das frische Gras.


 


 


 


 


Wenige Meter weiter konnten wir ein Murmeltier bei der Futtersuche beobachten. Cool, die süßen Tiere hatten wir
in freier Wildbahn auch noch nie gesehen.


 


 


Schade nur, dass es immer wieder Leute gab die den Trail verließen, nur um mit ihren Handys den Tieren
hinterherzurennen! Zum Glück war ein Ranger vor Ort und ermahnte den Idioten streng! Die Dummheit der
Menschen stirbt einfach nicht aus!

Zurück am Wohnmobil Ach, nee! Zurück am Auto machten wir uns auch gleich wieder auf den Weg. Allerdings
kamen wir nicht weit, der nächste wunderschöne Aussichtspunkt wartete bereits auf uns. Wow! Wie Tom da so
saß, wie vor einer Fototapete!


 


 


 


 


Kurz bevor wir den langgestreckten Saint Mary Lake erreichten, fuhren wir in ein abgebranntes Waldstück hinein.
Hier musste vor einigen Jahren ein Feuer schlimm gewütet haben!


 


Der Aussichtspunkt am Ende des Sees war für uns der Wendepunkt im Park. Die kleine Insel Wild Goose Island ist
ein beliebtes Fotomotiv und sieht auch wirklich ganz hübsch aus.


 


 


An der Sunrift Gorge Schlucht hielten wir auch kurz für ein Foto, bevor wir den Parkplatz an den Saint Mary Falls
ansteuerten.


 


 


Dieser war aber brechend voll, sodass wir in zweiter Reihe warten mussten bis jemand seinen Stellplatz verließ.
Das dauerte so lange, dass Tom mich irgendwann alleine losschickte. Ich glaube, das war ihm auch ganz recht.
*grins*

So lief ich mutterseelenallein die 1,6 Kilometer zu den Wasserfällen hinunter. Der Weg führte mitten durch den
abgebrannten Wald. Irgendwie hatte das was schaurig-faszinierendes und dann auch noch so einsam...
Es war schön zu sehen, wie die Natur sich erholt. Der Boden war bereits wieder mit einem zarten Grün bedeckt.
Schmetterlinge flogen umher und diese komischen Heuschrecken machten in einer Tour „Theater“.


 


 


 


Die Saint Mary Falls an sich waren jetzt nicht wirklich spektakulär. Aber der Weg dorthin lohnt allemal und wenn
man die Wasserfälle im Rücken hat… Der Ausblick war schon toll. Erinnerte mich an Kanada.


 


 


Um 15:45 Uhr war ich zurück am Auto und wir traten langsam den Rückweg an. Dabei hielten wir natürlich an
etlichen Aussichtspunkten. Wir konnten uns an dieser schönen Landschaft einfach nicht satt sehen.


 


 


 


Eine knappe Stunde später erreichten wir den Parkplatz am „Trail of the Cedars". Der kurze Rundweg war sehr
schön zu laufen. Über Holzbohlen ging es durch den dichten ursprünglichen naturbelassenen Wald.


 


 


 


 


Immer wieder gab es ein paar Informationstafeln zu den Bäumen. Am Ende des Weges hatten wir einen schönen
Blick in die Schlucht. Tom und ich spazierten noch ein Stück des Avalanche Trails, um von oben in die mit Moos
bewachsene Schlucht hineinzusehen.


 


 


Nach 10 Stunden verließen wir um 18:15 Uhr den Glacier NP. Superschön war‘s!!


 


 


 


Wir hatten einen wirklich traumhaften Tag mit viel Sonne und 23.000 erlaufenen Schritten. Deshalb waren wir auch
ganz schön k.o. Nachdem wir unseren Mietwagen abgegeben hatten, zogen wir im Womo erst mal die dicken
Wanderschuhe aus und luftige Schlappen an. Ach, wie herrlich!!

Im Safeway kauften wir unser Abendessen und Grillgut für morgen. Heute hatten wir keine Lust mehr auf Grillen,
in unseren Einkaufswagen wanderte stattdessen Sushi und etwas von der heißen Theke.
Der freundliche Herr an der Kasse zog wieder eine Safeway-Clubkarte über den Scanner und schwubs hatten wir
über 30 $ (28 €) gespart.

Auf unserem CP futterten wir in Ruhe draußen. Es war immer noch herrlich warm und wir hatten den ganzen Platz
für uns alleine. Das lange Wochenende mit dem Labor Day war vorbei und alle Gäste abgereist.

Tom sprang nach dem Essen noch schnell unter die Dusche und ich musste dringend meine Hose waschen. Nie im
Leben hätte ich damit gerechnet, dass es hier so warm werden würde. Dementsprechend hatte ich auch keine
kurze Hose mitgenommen, sondern nur die Trekkinghose, die ich hochkrempeln konnte. Nach fünf Tagen war sie
aber nun wirklich dreckig… Also ab auf die Leine damit!

Nachdem die Bilder gesichert und der Reisebericht geschrieben war, verkrümelte ich mich ins Bett. Tom lag schon
eine Weile drin und las. Gegen 22:30 Uhr schliefen wir beide ein.

Kilometer: 268
Wetter: 14°C – 27°C, Sonne-Wolken-Mix
Übernachtungsplatz: Glacier Basecamp Lodge
 

 

 

 

 

 

 

 

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