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19.06.
Nach dem Frühstück spazierten wir gegen 10:00 Uhr über die Karlsbrücke zur Kleinseite rüber. Die Sonne brannte um diese Uhrzeit schon wieder ganz ordentlich vom Himmel.
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Auf der anderen Seite angekommen, bogen wir links ab und erkundeten einen Marionettenladen. Dort hing ein kleiner, sehr schöner, leider nicht ganz günstiger, grüner Marionetten-Drache von der Decke. Aufgrund des hohen Preises ließ ich ihn vorerst aber dort hängen…
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Direkt gegenüber hatten sich Verliebte an einer Brücke ein „Denkmal“ gesetzt. Das ganze Geländer hing voll mit Schlössern, auf denen die Namen standen. Wir hatten das schon zigfach an anderen Brücken gesehen und jetzt wollte ich das auch. Tom fand das völlig bescheuert, aber mir zuliebe tat er mir den Gefallen. Im nächsten Krosladen kauften wir ein Schloss, schrieben unsere Namen drauf und befestigten es bei den anderen. Gemeinsam warfen wir den Schlüssel ins Wasser. Tom zwar mit rollenden Augen, aber ich war zufrieden. Danke Schatz!
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Auf dem Weg zum Kafka Museum kamen wir an der schmalsten Gasse Prags vorbei. Die ist so eng, dass eine Ampel den Fußgänger-Durchgangsverkehr regelt.
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Am Kafka Museum angekommen, setzten wir uns eine Weile in die Sonne und beobachteten den etwas eigen- willigen Brunnen auf dem Vorplatz. Zwei Männer pinkeln in ein Becken, das die Form der Tschechischen Republik hat. Dabei drehen sich ihre Hüften und die Penisse heben sich auf und ab.
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Unten am Moldauufer fütterten wir erst ein paar Schwäne, bevor wir zu einer einstündigen Bootsfahrt aufbrachen. Die kostete pro Person 240 Kronen (8,70 Euro). Und das Schöne war, außer uns fuhren nur noch zwei weitere Passagiere mit.
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Zuerst tuckerten wir unter der Karlsbrücke hindurch und dann die Moldau entlang bis zur Insel Štvanice. Wirklich aufregend war die Fahrt nicht, aber so konnten wir uns etwas entspannen und auf dem oberen Deck kühle Getränke schlürfen.
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Der Garten des Palais Wallenstein war unser nächstes Ziel. Kaum hatten wir das Tor in der riesigen Mauer durchschritten, herrschte Ruhe. Der Lärm und die Wärme der Straße blieben draußen. Das war einfach herrlich. Gemütlich schlenderten wir umher. Baby-Teichhühnchen schwammen auf dem Teich und Pfaue lagen im Schatten.
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Eine Grotte gibt es in dem Garten auch. Die hässliche künstliche Tropfsteinwand beherbergt eine große Vogelvoliere. Ganz oben im Schatten saßen Uhus und schauten uns schläfrig an.
Der Palast selbst wird heute durch den tschechischen Senat „bewohnt“ und ist nur am Wochenende für die Öffentlichkeit zugänglich.
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Wieder auf der Straße war es sofort wieder laut und die Mittagssonne knallte erbarmungslos vom Himmel. Aber wir wollten uns nicht beschweren und freuten uns lieber über das schöne Wetter. In Deutschland war es kalt und wolkenverhangen.
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In einem kleinen Lokal legten wir einen Trink- und Toilettenstopp ein. Anschließend besichtigten wir die St.-Niklas -Kirche (70 Kronen pP 2,55 Euro). Das Hauptwerk des böhmischen Barock gilt als das Meisterwerk von Vater und Sohn Dientzenhofer, die allerdings beide die Vollendung nicht erlebten. Wir betraten das Hauptschiff und waren erst mal überwältigt von dem Prunk. Wow!
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Langsam schlenderten wir zurück auf die andere Seite der Moldau. Hier und da schauten wir in ein paar Geschäfte, fanden aber nichts, was uns gefiel. Ich hatte immer noch den kleinen grünen Marionetten-Drachen, den wir morgens gesehen hatten, im Kopf.
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Unterhalb der Karlsbrücke fanden wir ein lauschiges Plätzchen in einem Biergarten und bestellten eine Kleinigkeit zu essen. Na ja, meine Rippchen waren eher eine ausgewachsene Hauptmahlzeit.
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Gut gestärkt bummelten wir durch die vielen kleinen und großen Gassen der Altstadt. Trotz der unzähligen Geschäfte fand ich kein schönes Mitbringsel für zu Hause. Auch auf dem Markt in der Havelská überwiegte der Kitsch.
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Der süße Marionetten-Drache sollte es sein und so gingen wir noch mal zurück über die Moldau zur Kleinseite. Der Drache wurde mein und auch Mama fand in einem Laden ein schönes Andenken an den Urlaub.
Unsere „Schätze“ verstauten wir im Zimmer, ehe wir es uns wieder vor dem Hotel gemütlich machten. Wir schlemmten uns durch die Karte mit Vor-, Haupt- und Nachspeise. Dazu den ein oder anderen Cocktail.
Zur blauen Stunde machte ich noch ein paar Bilder von der Karlsbrücke. Anschließend verschwanden wir in unsere Zimmer. Schnarch…
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20.06.
Nach dem frühen Frühstück um 7:30 Uhr spazierten wir zum jüdischen Viertel. Gerade in den Sommermonaten herrscht dort Hochbetrieb und wir wollten gerne vor den Reisegesellschaften dort sein, um alles in Ruhe genießen zu können.
An diesem Morgen war es bedeckt und ein kalter Wind wehte, aber es regnete wenigstens nicht. Pünktlich um kurz vor 9:00 Uhr standen wir vor dem Kassenhäuschen neben der Pinkassynagoge. Nachdem wir 480 Kronen (17,50 Euro) pro Person für ein all-inklusiv-Ticket (alle Synagogen + jüdischer Friedhof) bezahlt hatten, konnten wir als erste in die Synagoge gehen.
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Sie ist aus dem beginnenden 16. Jahrhundert und fiel im Laufe der Jahre mehreren Hochwassern zum Opfer. Was besonders tragisch ist, da auf den Wänden die Namen von fast 80.000 Juden aus Böhmen und Mähren aufgemalt sind, die während des Holocaust ermordet wurden. Da wir noch ganz alleine dort waren, konnten wir dieses erschütternde Mahnmal in Ruhe auf uns wirken lassen.
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Wieder draußen betraten wir den jüdischen Friedhof, der gleich nebenan liegt. Dass ich dafür am Eingang extra eine Fotolizenz (40 Kronen, 1,46 Euro) gekauft hatte, interessierte niemanden. Das Geld hätte ich mir sparen können. Der Friedhof ist gerade mal so groß wie ein Fußballfeld, dennoch stehen dort fast 12.000 Grabsteine kreuz und quer herum. Da der Platz damals recht knapp war und man Gräber nicht nach einer bestimmten Zeit auflöste, wurde jahrhundertelang neue Erde auf der bereits bestehenden Friedhofsfläche aufgeschüttet. So liegen schätzungsweise etwa 100.000 Tote in mehreren Schichten übereinander, was die Hügelform des Friedhofes erklärt.
Das älteste Grab auf dem jüdischen Friedhof stammt aus dem Jahre 1439, die letzte Beisetzung fand etwa 350 Jahre später, im Frühjahr 1787 statt.
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An der Eingangstür des Zeremoniensaals, der sich direkt am Ausgang des Friedhofes befindet, wurden unsere Tickets kontrolliert und wir durften eintreten. Ursprünglich wurde die Halle für die Prager Beerdigungsbruderschaft gebaut, heute informiert im Innern eine Ausstellung über die traditionelle jüdische Begräbniszeremonie. Bilder zeigen rituelle Waschungen und hinter Glas liegen Stücke alter Grabsteine.
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Unser nächster Stopp war die barocke Klausensynagoge. Sie wurde Ende des 17. Jahrhunderts errichtet und war die größte Synagoge im Ghetto. Die dortige Ausstellung befasst sich mit den jüdischen Traditionen und Bräuchen. In den Vitrinen liegen z. B. Thorarollen und Thorazeiger. Der Zeiger ist ein silberner Stab, an dessen Ende sich eine Hand mit einem ausgestreckten Zeigefinger befindet. Er soll verhindern, dass die alten handgeschriebenen Thorarollen beschädigt werden.
Etwas weiter die Straße runter steht die Altneusynagoge. Vorbei an vielen kleinen Buden, in denen ihre Besitzer gerade dabei waren die Waren auszulegen, schlenderten wir dort hin.
Sie ist eine der ältesten noch erhaltenen Synagogen Europas und stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Auch heute wird sie noch als Gebetshaus genutzt. Beim Betreten wurde Tom höflich gebeten eine Kippa aufzusetzen. Die kleine runde Mütze aus Stoff hielt aber nicht so recht auf seinen kurzen Haaren und so zuppelte mein Mann ständig an seinem Kopf herum. Ein freundlicher deutschsprechender Herr nahm uns drei zur Seite und bat uns an, ein wenig über die Synagoge zu erzählen. Da sagten wir natürlich nicht nein und lauschten gespannt seinen Worten.
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Unsere Tour durch das jüdische Viertel endete, ein paar Gassen weiter, an der Spanischen Synagoge. Sie wurde 1868 an der Stelle des ersten jüdischen Bethauses Prags, im maurischen Stil, erbaut. So ganz anders als die anderen Synagogen präsentierte sie sich. Groß und die Wände reich mit goldenen orientalischen Motiven verziert. Die prächtige Inneneinrichtung raubte uns den Atem.
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Als wir unsere Audioguides wieder an der Pinkassynagoge abgaben, mussten wir an einer langen Menschenschlange vorbei, die an dem Kassenhäuschen anstand. Nee, was waren wir froh, so früh dort gewesen zu sein. Da hatte sich das frühe Aufstehen doch gelohnt.
Voll mit neuen Eindrücken gingen wir zum Altstädter Ring und setzten uns in ein Lokal genau gegenüber der Astronomischen Uhr. Wir konnten Prag ja nicht verlassen, ohne einmal das Schauspiel zur vollen Stunde gesehen zu haben. Die Wartezeit bis 12:00 Uhr vertrieben Mama und ich uns mit einer leckeren Sangria.
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Immer mehr Touristen versammelten sich vor der Uhr und fieberten dem Event entgegen. Dicht gedrängt standen die verschiedensten Nationen nebeneinander. Dann, es war eine Minute vor 12:00 Uhr, zückten alle ihre Kameras, Handys und I-Pads und starrten gebannt nach oben. Wir drei hockten gemütlich auf unseren Sesseln und beguckten uns die Massen. 12:00 Uhr!!! Zwei kleine Fenster öffneten sich und nacheinander waren die zwölf Apostel zu sehen. Zeitgleich bewegten sich die vier Figuren neben dem Ziffernblatt. Einer läutet eine kleine Glocke und am Ende kräht der Hahn oberhalb der zwei kleinen Fenster. Dann schlug die Glocke im Turm noch die Stunde und das wars!!! Das ganze Spektakel hat vielleicht 40 Sekunden gedauert. Was für ein Scheiß, das muss man echt nicht gesehen haben.
Durch Prags schöne Straßen schlenderten wir weiter. Es war Freitag und die Gassen wurden immer voller. Reisegruppe an Reisegruppe schob sich zwischen den Häuserzeilen durch. Vorweg die Reiseleiter mit Fähnchen, Schirmen oder ähnlichen Erkennungszeichen. Am Wochenende platzt die eh schon volle Stadt aus allen Nähten.
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Zuflucht fanden wir drei im eleganten Café Louvre aus dem Jahr 1902. Bei Kaffee, Kuchen und Eistee erholten wir uns ein wenig.
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Nicht weit vom Café entfernt gibt es das U Fleků. Das ist eine bekannte, im Jahr 1499 gegründete Brauereikneipe. Mama war mit Papa vor Jahren einige Male dort gewesen und sie wollte uns das Lokal gerne zeigen. In unserem Reiseführer stand was von “Touristenfalle” und im Internet las ich die Wörter „Nepp“ und „Abzocke“.
Etwas kritisch betraten wir die Bierstube. Da die Gasträume schon gut mit Touristen gefüllt waren, nahmen wir draußen im großen Innenhof unter den Bäumen Platz. Sofort kam jemand mit einem Tablett selbstgebrautem Bier (59 Kronen, 2,15 Euro) und bat uns welches an. Tom und Mama griffen beherzt zu, ich bestellte eine Cola.
Um uns herum aßen viele Reisegruppen zu Mittag, dazwischen spielte ein Mann tschechische und deutsche volkstümliche Musik. Alles recht zünftig und eigentlich ganz nett. Irgendwann ging die Bedienung mit einem Tablett Becherovka und Honigwein (je 79 Kronen, 2,88 Euro) rum. Aber alles unaufdringlich, ein „nein“ wurde sofort akzeptiert. Klar waren die Preise etwas höher, aber alles war auf Preistafeln auf dem Tisch deutlich zu lesen. Die Touristenfalle können wir so nicht bestätigen.
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Als wir das U Fleků verließen, kam die Sonne raus und es wurde gleich viel wärmer. Wir bummelten noch mal durch die Geschäfte am Altstädter Ring und der Karlsgasse. Aber bis auf wenige schöne Läden gibt es dort, in unseren Augen, nur Ramsch und Kitsch. Von bunten Bleikristallgläsern über Teelicht-Keramikhäuser bis hin zu Fußball- Babuschkas. Nix für unseren Geschmack.
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In einer Seitenstraße entdeckte Tom dann einen British Pub. Auf ein Guinness und ein Cider traten wir ein und fühlten uns sofort wohl dort.
Als ein leichtes Hungergefühl aufkam, wechselten wir die Lokalität und zogen in unser Restaurant am Hotel um. Es war aber auch einfach nett dort. Gutes Essen zu vernünftigen Preisen und wir konnten so toll die vorbeiziehenden Leute beobachten.
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Als die Sonne unterging, schlenderten Tom und ich noch mal zur Brücke. Mama ging schon mal aufs Zimmer.
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Nach gefühlten 100 Fotos stapften wir zum letzten Mal die 74 Stufen zu unserem Zimmer hoch. Der Koffer wurde schon mal grob gepackt und Tom sprang noch eben unter die Dusche. Schon um 23:00 Uhr lagen wir im Bett.
21.06.
Um 5:20 Uhr schellte bereits das Handy… Wach wurde ich dann allerdings erst eine halbe Stunde später. So ein Mist, um 6:00 Uhr wollte ich eigentlich schon auf der Karlsbrücke sein und Bilder von dem hoffentlich menschenleeren Bauwerk machen. Schnell sprang ich unter die Dusche, packte noch die restlichen Sachen zusammen und weckte Tom.
Um 6:12 Uhr verließ ich schließlich das Hotel und fand die Brücke zu meinem Entsetzen nicht leer vor. Ca. 50 Personen tummelten sich auf dem Kopfsteinpflaster. Hobby- und Profifotografen, Jogger und stark angetrunkene Überbleibsel von der letzten Nacht. Das hätte ich nicht gedacht. Leicht verstimmt versuchte ich so wenig wie möglich Leben abzulichten.
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Kurz nach halb sieben schlich ich zum Hotel zurück. Mama und Tom kamen nur Minuten später runter und um pünktlich um 6:40 Uhr wurden wir vom Fahrer von Prague Airport Transfers abgeholt. Dank leerer Straßen kamen wir schon 20 Minuten später am Flughafen an. Der Transfer hat wirklich einwandfrei funktioniert, das können wir uneingeschränkt empfehlen.
Am Check-In hielten zwei Amerikanerinnen den Verkehr fast 20 Minuten auf. Sie hatten zwei Anschlussflüge und viel zu viel Gepäck. Sie mussten nachzahlen und der Handgepäckkoffer war auch noch zu schwer. Oh man!! Und das am frühen Morgen! Total übermüdet schlufften wir, nachdem wir unsere Koffer endlich los waren, zur Sicherheitskontrolle und gleich weiter zum Duty-Free. Tom wollte sich von den letzten Kronen einen Whisky kaufen. Wir hatten aber noch so viel übrig, dass es gleich zwei wurden.
Das Boarding dauerte dann so lange, dass der volle Flieger mit 20 Minuten Verspätung tschechischen Boden verließ.
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Die 60 Minuten Flugzeit über schrieb ich den Reisebericht weiter und meine zwei Mitreisenden machten die Augen ein wenig zu.
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Nach einem kurzen Einkauf kamen wir gegen 13:00 Uhr wieder zu Hause an, packten schnell aus und legten uns etwas aufs Ohr. Wir waren sooo müde und abends spielte doch Deutschland gegen Ghana. Da mussten wir wieder fit sein.
Zwei Stunden später waren wir das dann auch. Nur leider half alles Schreien und Anfeuern nichts, Deutschland spielte unentschieden. Na ja, dennoch gingen wir abends glücklich und zufrieden ins Bett.
Dank des schönen sonnigen Wetters konnten wir wirklich eine goldene Stadt erleben. Hinter jeder Ecke bot sich ein neuer toller Anblick. Ein Haus ist schöner als das andere. Es gibt so gut wie keine Ruinen oder baufällige Gebäude (das hatten wir in Lissabon anders erlebt). Bei den prächtigen Hausfassaden und den eindrucksvollen Giebeln lohnt es sich immer mal einen Blick nach oben zu werfen. Danke Mama für diese schöne Reise!
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