Tom und mich zog es wieder mal auf eine Insel, dieses Mal auf die grüne Insel, nach Irland. Bei unserer Rundreise
2006 hatten wir die Hauptstadt Dublin ausgelassen und das wollten wir nun nachholen. Aer Lingus sollte uns sicher
rüber fliegen und ein Bett fanden wir auch schnell im Paramount Hotel, das sehr zentral im Stadtteil Temple Bar
liegt.

Als der Abreisetag immer näher rückte, beäugte ich kritisch den Wetterbericht, der sagte nur 15°C und einen
Sonne-Wolken-Regen-Mix voraus. 15°C? Was sollte ich bloß in den Koffer packen? 10°C = kalt! 20°C = warm!
Aber 15°C?? Zudem schien in Sprockhövel bei sommerlichen 25°C die Sonne vom blauen Himmel und ich hatte
keine Lust auf eine Jacke. Mmmh, letztendlich entschied ich mich für T-Shirts, dünne Pullis, Steppweste und Katze.
Katze??? Lag doch tatsächlich unser Fellbündel zwischen den Sachen im Koffer! Unfassbar! „Schatzekatze, du
kannst nicht mitfliegen, also raus!“

 

 



04.06.

Um 6:00 Uhr holte uns der Wecker unsanft aus dem Schlaf. Gähn… Wir hatten beide schlecht geschlafen und waren
dementsprechend müde und mürrisch. Aber hey, in wenigen Stunden ging es mit dem Flieger nach Dublin! Also
schnell kaltes Wasser ins Gesicht, Kaffee und Brötchen in den Mund und ab auf die Autobahn. Während eines kurzen
Staus schaute ich im Handy nach, an welchem Terminal wir einchecken konnten – Terminal C!

8:50 Uhr stellten wir unser Kfz in Parkhaus 4 ab und schlenderten zum Sky Train, der uns in wenigen Minuten zum
Abflugterminal brachte. Am Check-Inn für Dublin angekommen, staunten wir nicht schlecht, dort stand kein Mensch!
Ob wir wohl alleine fliegen werden?!
Nee, natürlich nicht! Pünktlich zum Boarding fanden sich leider auch die restlichen 200 Passagiere ein und drängten
sich zum Einstieg. 

Kaum an Bord, wäre ich am liebsten gleich wieder ausgestiegen. Der Flieger war nicht gerade die sauberste
Maschine. An den Sitzen klebten Kaffeespritzer, die Zeitungen waren schmierig und fleckig und die ganze
Fensterscheibe zu meiner Linken war voller Fett!! Iiiih, schnell wurde ich vom Passagier zur Putzfrau und sorgte
zumindest für freie Sicht. Aer Lingus dankte es uns mit einem nicht vorhandenen Snack! Es gab nichts, absolut
nichts kostenlos. Alles musste gekauft werden. Wir beschränkten uns auf eine Dose Cola und einen Kaffee. Essen
konnten wir auch in Dublin noch etwas.



Dank der nun sauberen Scheibe, konnte ich den gesamten Flug über die dichte Wolkendecke draußen beobachten.
Da hatte sich das Putzen doch mal gelohnt.



Nach 90 Minuten landete der sehr schnell sprechende Pilot den Airbus A320 sanft auf irischem Boden. Applaus
bekam er dafür allerdings keinen, ich finde das eh völlig bescheuert!


Landeanflug


Ruckzuck hatten wir unseren Koffer und die Blase auf der Toilette erleichtert. Vor dem Flughafen schnappten wir
uns ein Taxi und ließen uns direkt zu unserem Hotel chauffieren. Um 12:30 Uhr betraten wir unser Zimmer, welches
einen super Eindruck machte: sauber, geräumig und es hatte gleich zwei Fenster zur Straße.




Wir stellten nur schnell den Koffer ab und machten uns sofort wieder auf den Weg. Der Hunger trieb uns ganze
zwei Querstraßen voran, bis zum Café „Queen of Tarts“. Schon beim Betreten des liebevoll eingerichteten Tempels
für Naschkatzen drang ein köstlicher Geruch in unsere Nasen.
Erst gab es für uns herzhafte Tarts mit Bacon, Kartoffeln, Spinat und Nüssen und als Nachtisch Schoko-Tart mit
Birne und Mandeln. Göttlich!!


Queen of Tarts



Gut gestärkt spazierten wir zur City Hall rüber, die nur wenige Meter entfernt steht. Das imposante Gebäude wurde
ursprünglich als königliche Börse gebaut und etwa 70 Jahre später zum Rathaus „umfunktioniert“.


City Hall




Direkt daneben liegt Dublin Castle. Von der mittelalterlichen Burg ist allerdings nicht mehr viel übrig. Die Chapel
Royal stammt aus dem Jahr 1814 und ist frei zugänglich. So warfen wir als erstes dort einen Blick rein.


Chapel Royal



Zurück im Innenhof des „Castles“ überlegten wir, ob es sich lohnt die State Apartments anzuschauen?! Eigentlich
können sie nur mit einer geführten Tour besichtigt werden, wir hatten allerdings Glück. Denn an jedem ersten
Mittwoch im Monat kann man alleine und vor allem kostenlos in den Staatsgemächern umherspazieren. Das ließen
wir uns dann natürlich nicht entgehen.


Dublin Castle...


State Apartments




Über die Bride Street liefen wir zur St. Patrick´s Cathedral. Der heilige Patrick soll dort im Park um 450 in einem
Brunnen bekehrte Gläubige getauft haben. Seit dem 5. Jahrhundert steht neben dieser Stelle eine Kirche. Für 5,50
Euro p.P. betraten wir das imposante Gotteshaus.


St. Patrick´s Cathedral






Besonders beeindruckend fanden wir die alten Regimentsfahnen aus verschiedenen Kriegen. Teilweise war vom
Stoff fast nichts mehr übrig.




Eine besondere Geschichte rankt sich um die Tür mit dem Loch, der Tür der Versöhnung. Zwei Lords haben sich
1492 so heftig gestritten, dass es schließlich zum offenen Krieg der beiden Clans kam. Kurz vor der Niederlage
floh einer der beiden in das Domkapital der St. Patrick´s und verbarrikadierte sich.
Dem anderen wurde irgendwann bewusst, wie dumm ihr Streit war und wollte sich versöhnen. Als Zeichen wollten
sich die beiden die Hand reichen, trauten sich aber nicht über den Weg. Deshalb wurde einfach ein Loch in die Tür
geschnitten, so dass die ehrwürdigen Lords sich da durch die Hände reichen konnten.


Tür der Versöhnung


Nächster Stopp auf unserer Liste war die Christ Church Cathedral, die älter ist als die St. Patrick´s.





Auch hier schlenderten wir ruhig umher und stiegen auch zur großen Krypta hinab, die sich unter dem gesamten
Kirchengebäude erstreckt. Viele historische Objekte haben dort die Jahre unbeschadet überstanden und auch
„Tom & Jerry“ fanden wir dort. Die mumifizierten Tiere wurden vor vielen Jahren in der Orgel gefunden.






In der Krypta



Tom und Jerry


Bei Leo Burdock´s kauften wir eine Portion Fish and Chips, die wir uns in der Sonne vor der Christ Church Cathedral
schmecken ließen.



Anschließend steuerten wir das Hotel an, machten uns frisch und zogen uns um. Gegen 19:00 Uhr stiefelten wir
erneut los und zwar Richtung Temple Bar. In dem Viertel reiht sich ein Pub neben dem anderen. Man weiß gar nicht,
wo man reingehen soll! Zudem stehen auf der Straße Leute mit großen Schildern in der Hand, auf denen für den
jeweiligen Pub (sogar mit Richtungspfeilen) geworben wird. Das hatten wir so auch noch nicht gesehen.





The Temple Bar






Mangels Entscheidungsfreudigkeit begaben wir uns erstmal zum Flüsschen Liffey.


Die Liffey


An der Ha`penny Bridge legten wir einen Fotostopp ein. Die schöne weiße gusseiserne Brücke ließ 1816 William
Walsh errichten, weil seine dort eingesetzten Fährboote in einem desolaten Zustand waren und die Stadt ihn vor
die Wahl stellte. Entweder würde er seine Nussschalen rundumerneuern lassen oder er würde eine Brücke bauen.
William entschied sich für Letzteres und verlangte einen halben Penny Maut, von jedem, der die Liffey überqueren
wollte. 1919 endete schließlich die Mautpflicht, aber der volkstümliche Name blieb.





Ha`penny Bridge


Ha`penny Bridge




Die O´Connell Street brachte uns zu „The Spire“. Die 120 Meter hohe Stricknadel sollte eigentlich zum Millenium
errichtet werden, wurde aber erst drei Jahre später fertiggestellt. Bis 1966 stand an der Stelle die Nelsonsäule. Die
muss der IRA aber mal so gar nicht gefallen haben, sie sprengte diese nämlich kurzerhand in die Luft. So kann man
sich auch aktiv an der Umgestaltung einer Stadt beteiligen.


O´Connell Street



The Spire


General Post Office



In „The Chruch“, einer alten Kirche und jetzt Bar, ließen wir uns nieder. Arthur Guinness wäre wahrscheinlich ganz
aus dem Häuschen, wenn er wüsste, was aus dem Gotteshaus geworden ist, in dem er 1761 heiratete. Uns gefiel
die Atmosphäre und wir aßen noch eine Kleinigkeit, hörten der Musik zu und ließen den Tag Revue passieren.


The Church




Auf dem Rückweg zum Hotel bemerkte ich etwas an meinem Schuh. Da befand sich an der Spitze doch tatsächlich
ein wenig Dreck, genau in der Form eines Kleeblattes! Wenn das mal kein Glück bringt!?


Ein "Kleeblatt" am Schuh




Den Rest des Abends verbrachten wir dann gemütlich im Zimmer, waren wir doch etwas k.o. vom frühen
Aufstehen, vom Flug und von den vielen neuen Eindrücken.

05.06.

Trotz der zentralen Lage des Hotels war es die Nacht über ruhig draußen und wir haben supergut geschlafen.
Nun schien die Sonne vom wolkenlosen Himmel und hungrig machten wir uns um kurz vor 8 auf zum Frühstück.
Wir hatten die Wahl zwischen Full Irish Breakfast, Continental und Vegetarian. Tom entschied sich für das erste und
ich nahm das letzte. Dazu Cornflakes, Toast und Marmelade. Wie wir es erwartet hatten.

Schon um 8:40 Uhr waren wir dann auf der Piste und schlenderten über die Dame Street.





Bank of Ireland


Das erste Ziel des Tages war das Trinity College, mit seinem englischen, auf gar keinen Fall zu betretenden Rasen.


Trinity College


Trinity College



NICHT BETRETEN!!!




Die Hauptattraktion auf dem Gelände ist die alte Bibliothek. Neben 200.000 alten Büchern kann man das Book of
Kells und die älteste Harfe Irlands dort bewundern. 15 Minuten vor der Öffnung stellten wir uns in der kleinen
Schlange vor dem Eingang an. Kurze Zeit später tauchten aus dem Nichts zwei riesige Reisegruppen von einem
Kreuzfahrtschiff auf und die Menschenschlange hinter uns hatte sich schlagartig vervielfacht!!
Den ersten Teil der Ausstellung durchliefen wir dann recht schnell und hatten so das Book of Kells für uns ganz
alleine. Leider durfte ich es nicht fotografieren. Es ist ein wenig schüchtern und empfindlich.


Die Bibliothek



Eine Treppe hoch und wir standen im 65 Meter langen „Long Room“, in dem die wertvollsten Bücher aufbewahrt
werden. Wow, wirklich beeindruckend!


Long Room in der alten Bibliothek




Als uns die Reisegruppen vom Kreuzfahrtschiff eingeholte hatten, machten wir uns wieder vom Acker.

Und zwar zur Molly Malone Statue. Sie war eine, im 17. Jahrhundert lebende, Fischhändlerin in Dublin. Die Zeiten
waren damals sehr hart und die schöne Molly musste nicht nur ihren Fisch verkaufen, sondern bat auch ihre
Schönheit fremden Männern an. Leider verstarb sie viel zu jung an Fieber. Berühmt wurde sie durch das Lied
"Cockles and Mussels", welches die inoffizielle Hymne der Stadt ist.
Dort angekommen, guckten wir etwas irritiert! Wo war sie?? Sie war nicht da!! Seht selbst:


Weg....


Ein wenig enttäuscht schlenderten wir die Haupteinkaufsstraße, die Grafton Street entlang und bummelten durch
ein paar Geschäfte.





Im alten Bewley´s Oriental Café legten wir bei Kaffee und Cola eine Pause ein. Draußen auf dem schmalen Balkon
beobachteten wir das bunte Treiben zu unseren Füßen. Straßenmusiker spielten und sangen, Straßenkünstler
zeigten ihre Kunststücke und dazwischen wuselten die vielen Menschen umher.


Bewley´s Oriental Café




Vom schönen St. Stephen’s Green Shopping Centre machten wir nur ein Bild von außen. Wir wollten bei dem
schönen Wetter lieber draußen bleiben und verschoben eine Innenbesichtigung auf später.



Perfekt zum Namen des Einkaufscenters passend, befindet sich der St. Stephen’s Green Park direkt gegenüber.
Ein schöner ruhiger Ort, auch wenn mich die Möwen zwischen den Enten im Parkteich etwas irritiert haben.






Am nordöstlichen Ende verließen wir die kleine grüne Lunge Dublins wieder. Vorbei an den vielen bunten Haustüren
flanierten wir durch das georgianische Viertel.






Georgianische Viertel Dublin



Am Merrion Square hörten wir Musik und bogen ab in den Park. Jeden Donnerstag findet dort zwischen 11:30 –
14:00 Uhr der Irish Village Markt statt. Ach, was für ein Glück, hatten wir doch beide Hunger. Auf einer Parkbank
ließen wir uns nieder, lauschten der tollen Livemusik, genossen die Sonne und schlemmten allerlei Leckereien.





Das war soooo lecker!



Aus dem ganzen Viertel schienen die Leute dort ihre Mittagspause zu machen. Männer in feinen Anzügen und
Frauen in schicken Kostümen lungerten auf der Wiese rum, aßen und dösten kurz ein. So könnten wir unsere
Pause zu Hause auch immer machen.



Nach einer Stunde gaben wir unseren Sitzplatz frei und räumten das Feld. Über die Erne Street gelangten wir zur
Liffey. Rechts lag die spektakuläre Samuel Beckett Bridge und links die Jeanie Johnston, ein Nachbau des
Segelschiffes, welches während der großen Hungersnot von 1845 bis 1852 irische Auswanderer nach Amerika
brachte.



Liffey



Jeanie Johnston


Die Samuel Beckett Bridge symbolisiert, wie unschwer zu erkennen ist, eine irische Harfe. Zudem lässt sie sich,
wenn größere Schiffe kommen, zur Seite schwenken.


Samuel Beckett Bridge


Die Samuel Beckett Bridge


Auf der Nordseite der Liffey gingen wir zum Famine Memorial, das an die schlimme Hungersnot in Irland erinnert.
Durch mehrere Kartoffelmissernten starben eine Million Menschen damals an Unterernährung und über zwei
Millionen Iren wanderten aus.


Famine Memorial


Sehr ausdrucksstark




Weiter am Flüsschen entlang kamen wir zum Custom House. Früher war dort das Zollamt untergebracht, heute
gehen die Beamten des Umweltministerium und der Kommunalverwaltung dort ein und aus.


Custom House


So langsam brauchten wir mal wieder ein Päuschen und kehrten in der Quays Bar ein. Guinness, Cider, Livemusik,
was will man mehr?


Quays Bar



Da die Sonne noch so schön schien und es auch erst kurz nach 16:00 Uhr war, frühstückten wir noch einen Posten
unserer Sightseeingliste ab. Über die Ha´penny Bridge, die Henry und Moore Street spazierten wir nordwärts.




Nach einer halben Stunde erreichten wir den Garden of Remembrance. Er ist allen im Kampf um die Unabhängigkeit
gestorbenen Iren gewidmet.


Garden of Remembrance



Nach dem Krieg die Waffen zu zerbrechen und in einem Fluss zu versenken, ist ein alter keltischer Brauch und
genau daran soll das Mosaik auf dem Grund des Beckens erinnern.  



Auf dem Rückweg kamen wir am Parnell Heritage Pub vorbei. Och, son kleines Getränk! Schwups saßen wir auch
schon drin und hatten was Leckeres bestellt. Unsere Füße freuten sich mindestens genauso wie unsere Kehlen.



Die O'Connell Street entlang zu schlendern gefiel uns auch schon gestern. Wir entdeckten kleine Minichucks für
Kinder und fanden uns plötzlich in einem riesigen grünen Irland-Souvenirshop wieder.


Irish Girl



Bummeln macht echt hungrig. Irish Stew und Steak verspeisten wir dann im O'Connell's. Beides sehr lecker!

An der Liffey entlang gingen wir Richtung Temple Bar Viertel. Natürlich musste ich wieder die Ha´penny Bridge
ablichten. War ja auch das erste Mal, dass ich sie sah…






Im Viertel fand gerade ein Night Market statt. Na ja, muss man nicht gesehen haben.







Den Rest des Abends verbrachten wir im „The Porterhouse“. Bei sündhaft teuren, aber leckeren Cocktails und
selbstgebrautem Bier genossen wir die Atmosphäre. Die Getränkekarte ist voll mit jeder Menge Bier aus aller
Herren Länder. Tom hielt sich aber lieber an die Hausmarke.


The Porterhouse


Irgendwann gingen wir zurück zum Hotel, welches praktischerweise direkt gegenüber liegt. Um 0:30 Uhr hatte ich
dann die letzten Zeilen im Reisebericht geschrieben und der schöne sonnige Tag war somit Geschichte. Aber
morgen geht’s ja schon weiter. Schlaft gut!
 

 

 

 

 

 

 

 

 

nach oben

weiter