13.05.

Abfahrtag! Tschüss Grindelwald! Ade Eiger-Nordwand und bis bald schöne Ferienwohnung! Es war toll! Um 10:00
Uhr fuhren wir los Richtung Kandersteg. Die Sonne blitzte etwas durch die Wolkendecke und bescherte uns gute
Laune.

Ein kleiner Dämpfer war dann allerdings der Anruf von unserem Vermieter für die neue Unterkunft. Die Wohnung
war nicht frei!! *heul* Er entschuldigte sich mehrfach und konnte es sich auch nicht erklären, warum ich über
booking.com buchen konnte. Zum Glück hatte er einen Ort weiter (Saas-Almagell) noch eine Ferienwohnung und
die könnten wir stattdessen haben. Sie war viel größer, hatte vier Balkone und einen Kamin. Bevor ich wieder
stundenlang im Internet rumsuchte, sagten wir für den gleichen Preis zu.

Nach einer Stunde kamen wir in Kandersteg an. Dort endet die Nationalstraße an einem Bahnhof, einer
Verladestation. Zähneknirschend reihten wir uns in die lange Schlange für den Autozug ein. Aufgrund des Feiertags
war recht viel los und wir mussten über eine Stunde warten, bis wir endlich auf den Zug fahren konnten.
Die Zeit nutzte ich und reservierte Tickets für die Bahnfahrt von Täsch nach Zermatt für den morgigen Tag. Das
Wetter sollte „ok“ sein und besser würde es in den nächsten Tagen laut Wetterbericht nicht werden. Also wollten
wir es wagen und mit etwas Glück konnten wir das Matterhorn sehen.
Fahrkarten zur „Matterhorn glacier paradise“, der höchstgelegenen Bergstation der Alpen, kaufte ich aber noch
nicht. Für einen Blick auf ein vielleicht doch in Wolken gehülltes Matterhorn waren sie uns einfach viel zu teuer
(104 CHF, 95 € pP). Die Karten konnte ich dann auch noch am nächsten Tag direkt in Zermatt kaufen.

Nach einer knapp einstündigen Warterei war auf dem nächsten ankommenden Zug auch für uns ein Plätzchen frei.
Wir folgten den Handzeichen der Mitarbeiter und fuhren durch die offenen Eisenbahnwagons, bis wir von einem
Herrn mit orangefarbener Weste gestoppt wurden. Dann stellten wir den Motor ab und um kurz nach 12:00 Uhr
rumpelte der Zug los. Nach wenigen hundert Metern verschwanden wir in einem Tunnel. Erst war dieser noch
beleuchtet, aber dann verschluckte uns die Dunkelheit. Augen zu… *schnarch*

 

 


 


Es war aber kein wirklich langer Schlaf, eher ein Nickerchen. Denn nach 15 Minuten spuckte uns der Tunnel bereits
wieder aus und wir kamen an der Verladestation Goppenstein an. Dank des Zuges hatten wir uns einen langen Weg
über die Pässe gespart (Kosten 29,50 CHF; 28 € incl. einer Packung Nussstängeli!).

Da es noch recht früh am Tag war, entschloss ich mich dazu die Rundwanderung zur Jolischlucht zu machen. Tom
war wenig begeistert und nörgelte rum…
Nichtsdestotrotz stellten wir unseren Wagen auf dem Parkplatz „Jolibach“ im Dörfchen Niedergesteln ab und
starteten gegen den Uhrzeigersinn um kurz nach 13:00 Uhr.


 


Es ging direkt steil bergauf, was Toms Laune auf den absoluten Tiefpunkt brachte. Da halfen ihm auch die Gedanken
an den ausgehandelten Whisky nicht! (Nachtrag: Die Bilder der Tour sind übrigens keine Werbung für unseren
Rucksack… Der Hase war nur einfach nicht bereit sich ständig umzudrehen!)


 


 


In Serpentinen führte uns der schroffe Weg hinauf. Puh, das war ganz schön anstrengend! Die Aussicht wurde
allerdings von Meter zu Meter schöner und bald konnten wir den Blick auf das ganze Tal, die Berge und das Dorf
Niedergesteln genießen.


 


 


 


Oben angekommen ließen wir uns erst mal auf einer Holzbank nieder. Die Vorräte wurden geplündert und wir waren
echt froh, die 290 Meter Höhenunterschied geschafft zu haben. Da konnte auch Tom wieder lächeln.


 


 


Dann folgte der coolste und abenteuerlichste Teil der Strecke. Erst gingen wir über eine 24 m lange Hängebrücke
über die wilde Jolischlucht. Ich fand das richtig super! Nur Tom war froh, als er drüben war!


 


 


 


Über Gitterrost-Treppen und Stege, die direkt über dem tosenden Wasser angebracht sind, ging es dann abwärts
und wir spazierten die Schlucht entlang. So ähnlich wie in der Aareschlucht, nur dass wir durch die Gitterroste
gefühlt viel näher dran und irgendwie mittendrin waren.


 


Dann endete der Weg vor einem dunklen Loch… Der Fluss floss teilweise hinein und wir sahen Holzbretter in der
Dunkelheit verschwinden. Mmmh, was nun? Mussten wir da durch? Klar, wo sollten wir sonst auch her? Also
Handylampen an und durch! Den Lichtschalter für die Tunnelbeleuchtung sahen wir erst später, als wir daheim die
Fotos betrachteten… Wir Blindfische! *lach*


 


 


Gemütlich ging es an den Suonen (historische bzw. noch bestehende Wasserkanäle im Kanton Wallis) entlang.
Manchmal mussten wir uns an den extra angebrachten Stahlseilen festhalten und an einer überhängenden Felswand
auch einmal den Kopf einziehen.


 


 


 


Der „Rückweg“ war auf jeden Fall deutlich angenehmer und flacher als der Hinweg. Vor allen Dingen knieschonender!
Die Aussicht war allerdings genauso traumhaft schön. Hier könnt ihr gut die Steigung erkennen und links neben der
Kirche sieht man am Berg auch die Serpentinen.


 


 


 


Am besten startet ihr so wie wir an der Kirche bergauf, lauft dann die Runde und kommt am Parkplatz wieder raus.
Die Wanderung war wirklich toll und abwechslungsreich, mit fantastischen Ausblicken.

Bevor wir zum Auto gingen, schlenderten wir noch einmal durch das schöne und malerische Dorf Niedergesteln.


 


 


 


 


Zurück am Wagen rief ich unseren Vermieter an und teilte ihm unsere Ankunftszeit mit.
Pünktlich um 16:30 Uhr trafen wir ihn und seine Familie vor dem Haus. Sie zeigten uns die wirklich riesengroße
Wohnung mit vier Schlafzimmern, vier Balkonen, zwei Badezimmern und einem Kamin und das alles auf 160 m².
Wow!

Nachdem wir das Auto ausgeladen hatten, gab es Abendessen mit Aussicht. Satt lümmelten wir auf dem Sofa rum
und genossen die Wärme vom Kamin!
Da wir am nächsten Morgen noch einmal früh raus wollten, ging ich zeitig ins Bett. Tom folgte wenig später.

Unterkunft: Appartment Butterfly (178 € die Nacht)


14.05.

06:30 Uhr und wir Zwei stiegen ins mit Raureif überzogene Auto ein. -2°C und das Mitte Mai…
Auf der Fahrt nach Täsch erblickten wir mehrere Steinböcke. Wahnsinn, was die für Hörner haben! Leider standen
sie so ungünstig in einer Kurve, dass ich nur ein etwas unscharfes Bild hinbekam.


 


Gestern hatte ich zum Zugticket nach Zermatt auch direkt einen Stellplatz im Parkhaus in Täsch reserviert und so
mussten wir jetzt an der Einfahrt nur einen Code eingeben und bekamen unser Ticket.

Da Zermatt autofrei ist, ging es für uns nun mit dem Shuttlezug weiter, der im 20-Minuten-Takt verkehrt. Dank
der Vorabreservierung mussten wir auch dort nur den QR-Code vor das Lesegerät halten. Sehr praktisch!


 


Zu so früher Stunde war noch nicht viel los und der Zug so gut wie leer. Um 07:35 Uhr setzte er sich langsam in
Bewegung. Während der 12-minütigen Fahrt kreisten meine Gedanken um ein hoffentlich wolkenfreies Matterhorn!
Gleich waren wir so nah dran und wollten den meistfotografierten Berg der Welt auch unbedingt endlich mal live
sehen.

Keine Ahnung, warum dieser Berg so eine Faszination auf uns ausübte?! Vielleicht weil er mit seinen 4.478 m so
„alleine“ da steht und so markant aussieht oder weil wir schon einige Filme und Reportagen über ihn gesehen haben
oder weil er der Inbegriff eines Berges ist oder einfach weil ich „Toblerone“ sehr gerne esse.* grins*
Da ist der Berg nämlich seit 1970 auf der Verpackung abgebildet. Und wusstet ihr, dass im Matterhorn-Logo auch
das Wappentier von Bern, der Berner Bär, versteckt ist?

In Zermatt angekommen gingen wir schnellen Schrittes zum Kirchplatz. Dann kam der mit Spannung erwartete
Moment… Ich hüpfte die ersten paar Stufen zur Kirche hoch und sah…

ein wolkenloses Matterhorn!!! Yippie!!!


 


Sofort zückte ich mein Handy und buchte die Tickets zur Bergbahnstation „Matterhorn glacier paradise“ hoch
(104 CHF, 95 € pP).

Mit der allerersten Gondel des Tages brachte uns der „Matterhorn Express“ um 08:30 Uhr hoch zur Station
„Furi“ auf 1.867 m ü. M.


 


Dort hielten wir uns aber nicht lange auf und stiegen direkt um in eine megavolle Pendelbahn-Kabine. Wo kamen
nur die ganzen Leute her?
Nach wenigen Minuten überfuhren wir ganz gemächlich eine lange Hängebrücke. Mmmh, ob man dort wohl
hinwandern kann?? Schnell schaute ich im Internet nach und sehr zu Toms Leidwesen fand ich einen kleinen
Rundweg, den ich gedanklich für den Rückweg speicherte.


 


Dann ließen wir die Baumgrenze hinter uns und sahen nur noch Schnee und Felsen. Die Fahrt bestand aus vielen
„Aaaahhh, wie schön“ und „Oooohh, guck mal da“!


 


Nach etwas über zehn Minuten kamen wir an der Station „Trockener Steg" auf 2.939 m ü. M. an. Das war aber
immer noch nicht die Endstation, wir mussten ein letztes Mal umsteigen. Mit der luxuriösen „Matterhorn glacier ride“
fuhren wir noch mal höher und zwar rauf zum Klein Matterhorn. Dort befindet sich mit 3.883 Meter über dem Meer
die höchstgelegene Bergbahnstation Europas.


 


 


 


 


 


Ein wenig aufgeregt spazierten wir durch einen Tunnel und gingen gleich als erstes zur Aussichtsplattform. Was uns
dann dort erwartete, war einfach unbeschreiblich. Eine gigantische Panoramasicht auf 14 Gletscher und 38
Viertausender raubte uns den Atem!


 


 


 


Die dünne Luft dort oben tat ihr übriges und wir atmeten erst einmal tief ein! Vielleicht wollten wir aber auch einfach
nur den Anblick für immer in uns aufsaugen?!

Das Matterhorn lag majestätisch vor uns und sah von dieser Seite plötzlich ganz anders aus.


 


 


Von der Plattform aus schweiften unsere Blicke nach rechts und links und wir hatten einen fantastischen Blick auf
die Schweizer, Französischen und Italienischen Alpen. Im Dunst konnten wir sogar den höchsten Berg der Alpen,
den 4.808 m hohen Mont Blanc erkennen. Netterweise sind an der Plattform Infotafeln angebracht, die uns halfen,
die Gipfel zu identifizieren.


 


 


 


 


 


Wir kamen aus dem Staunen eigentlich gar nicht mehr heraus, das gewaltige Panorama war so unglaublich
beeindruckend!


 


 


 


 


 


Es war zum Glück fast ganz windstill und so konnten wir es trotz der -11°C gute 50 Minuten draußen aushalten.
Dann krabbelte die Kälte aber doch durch unsere dicken Jacken und wir flüchteten ins Restaurant. Für einen kurzen
Moment wärmten wir uns im Stehen auf. Sitzen durften wir dort aufgrund der Pandemie leider nicht.

Rasch wollte ich das stille Örtchen aufsuchen und zum zweiten Mal an diesem Morgen blieb mir die Luft weg!
2 CHF (knapp 2 €!!) sollte dort die Benutzung der Toilette kosten!! Hatten die Fieber oder litten etwa an akuter
Höhenkrankheit? So nötig musste ich dann doch nicht!
Da sah ich plötzlich, wie ein Skifahrer die Durchgang-verboten-Absperrung beiseiteschob und einfach durchging. Na,
das konnten wir auch. Beim Rausgehen fanden wir dann auch noch einen Voucher über 2 CHF. Die Toilettengebühr
konnte man nämlich im Restaurant einlösen. Na gut… So kosteten unsere zwei einfachen Kaffees „nur“ noch 8 CHF
(7,70 €) statt 10 CHF.

Mit den Heißgetränken und unseren geschmierten Broten von daheim setzten wir uns draußen in eine windstille und
sonnige Ecke. Von dort aus beobachteten wir die Ski- und Snowboardfahrer, wie sie die Piste abwärts sausten.


 


Um 10:45 Uhr verließen wir das Klein Matterhorn wieder und fuhren hinab zur Station „Trockener Steg". Dort
genossen wir noch einmal den vielen Schnee, den Blick zum Matterhorn und zurück zum „kleinen Bruder“, unserer
Ausgangsposition.


 


 


 


 


 


 


 


 


Eine Stunde nachdem wir die höchste Bergstation verlassen hatten, startete von der Station „Furi" dann unsere
kleine Wanderung zur Hängebrücke. Aber nicht bevor Tom sich das Höhenprofil angesehen hatte!! Die 105
Höhenmeter schienen für ihn aber durchaus machbar zu sein. *grins*

Die Wegweiser dorthin waren zwar noch alle zugehangen, aber für mich als Hochgebirgs-Experte *hüstel*, sah
der Weg begehbar aus und außerdem hatte ich von der Gondel aus dort Leute laufen sehen. Also, auf ging es!


 


 


Hoch motiviert marschierte ich, gefolgt von meinem leicht mürrischen Ehemann, los.
Teile des Weges wurden im Winter als Skipiste genutzt und waren deshalb jetzt noch nicht komplett schneefrei.
Das war aber überhaupt kein Problem. Wir kamen ja schließlich gerade von einem schneebedeckten Berg und
waren schuhtechnisch perfekt gekleidet.


 


Über einen Holzsteg, der über ein kleines Bächlein führt, spazierten wir durch einen Lärchenwald. An den Bäumen
konnten wir erste zarte Knospen erkennen. Ein paar hatten es aber besonders eilig und trugen bereits ihr grünes
Nadel-Outfit.


 


Nach guten 20 Minuten kamen wir an der 100 Meter langen Hängebrücke an. Sie führt in 90 Meter Höhe über die
Gornerschlucht. Ich kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus, ich liebe Hängebrücken!! Toms Enthusiasmus hielt
sich in Grenzen…


 


 


Mein Mann war schon längst auf der anderen Seite angekommen, während ich immer noch mitten auf der Brücke
stand und den schwindelerregenden Blick in die Schlucht genoss.


 


 


 


Kurz hinter der Brücke befindet sich ein kleiner Grillplatz mit Bänken und einem Kinderspielplatz. Mit unseren
restlichen Broten ließen wir uns in der Sonne nieder und genossen die entspannte Atmosphäre.

Auf dem Weg zurück nach Furi erblickte ich ein Murmeltier, das sich auf einem Felsen sonnte. Kaum hatte ich
meine Kamera gezückt, war es vor Schreck ein paar Steine weiter nach unten gehuscht.


 


 


Da waren die vereisten Zweige an einem kleinen Wasserfall nicht so schreckhaft.


 


 


 


Um kurz nach 14:00 Uhr nahmen wir dann eine der „Matterhorn Express“-Gondeln zurück nach Zermatt.


 


Das Bergdorf war nun deutlich voller als morgens. Etliche Touristen wuselten umher und die vielen kleinen
Elektroautos, die Hotelgäste, Lebensmittel und sonstige Dinge durch den Ort transportieren, fuhren nahezu lautlos
an uns vorbei.
In Ruhe spazierten wir vorbei an den einladenden Restaurants, den schicken Hotels und den feinen Geschäften, die
in schönen, zum Teil historischen Gebäuden untergebracht sind. Alles hatte ein leicht luxuriöses Flair.


 


 


 


Das spiegelte sich natürlich auch in den Preisen wieder. Eine Kugel Eis für 4,50 CHF (4,11 €), ein luftiges Sommer-
kleid für 649 CHF (592 €) und eine Pizza Margherita für 15,30 CHF (14 €). Ups!

In der Bäckerei „Fuchs“ kauften wir zwei handgemachte Matterhörnli mit Nougat-Krokant-Füllung, ein kleines
Bergführerbrot, zwei Nussstängeli und Zermatter Birnenbrot mit Dörrbirnen und Birnenschnaps.
Alles grandios lecker!!!


 


Am Bergsteigerfriedhof gingen wir schweigend an den rund 50 Grabsteinen vorbei. Sie zeugen von den Unglücken
in den umliegenden Bergen. Überwiegend sind sie aus dem 19. Jahrhundert. Auch die zwei Bergführer der
Erstbesteigung des Matterhorns (Peter Senior und Peter Junior Taugwalder) sind dort begraben, obwohl sie eines
natürlichen Todes starben.


 


 


Und dann erblickte ich den Laden „des Grauens" – Läderach! Der Schoggiladen hatte es mir echt angetan.
Besonders die Bruchschoggi mit gerösteten und karamellisierten Macadamianüssen. Ein Traum! Nur nicht für meine
Hüften! Das war wirklich das letzte Stück, das ich kaufte!!!

Mit dem Zug um kurz vor 16:00 Uhr fuhren wir zurück nach Täsch. Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft hielten
wir noch an einem Supermarkt und kauften unser Abendessen. Für mich gab es einen gemischten Salat mit Falafel
und Grillkäse und Tom hatte sich aus Zermatt frische Bratwürstchen mitgebracht.

Käse und Wurst brutzelten in der Pfanne und im Kamin loderte ein Feuer. Beim Essen genossen wir wieder den Blick
auf die Berge und verbrachten den restlichen Abend gemütlich auf dem großen Sofa. Im Fernseher lief ein Film über
die Erstbesteigung vom Matterhorn. Wenn man einfach nicht genug bekommt… *lach*


15.05.

Auf Sonne folgt Regen, das hatten die Schweizer irgendwie perfektioniert. Nachdem wir gestern so früh
aufgestanden waren, tat das Ausschlafen mal gut. Erst gegen 11:00 Uhr fuhren wir los nach Salgesch, ins Weindorf
der Schweiz. Dort gibt es über 30 Kellereien und an diesem Wochenende zusätzlich auch noch ein Fest, „Tage des
offenen Weinkellers"! Prima!!

Bei der Kellerei „Gregor Kuonen" ließen wir uns in einem traditionell eingerichteten Carnotzet nieder und probierten
verschiedene Weiß- und Rotweine. Zum Glück gab es Käse und Brot dazu, ich hatte nämlich noch nichts gegessen
und ohne feste Nahrung bestimmt schnell schmutzige Lieder geträllert.

Nach der kostenlosen Degustation kauften wir sechs Flaschen. Drei Weißweine für mich und drei Rotweine für Tom.


 


Nachdem wir die Kiste im Wagen verstaut hatten, schnappten wir uns die Regenschirme und liefen los. Im alten
Ortskern kauften wir in einer alteingesessenen Bäckerei Traubenkernbrot, Walliser Trockenfleisch und
Traubenkernriegel. Wir lieben regionale Produkte! Merkt man das eigentlich? *lach*

Gemütlich schlenderten wir durch die Weinberge. Da es total windstill war, störte der Regen fast nicht. Nur die
tiefhängenden Wolken… Ach, bei Sonne wäre es schon schöner gewesen.


 


 


 


 


 


Zurück im Dorf entdeckten wir das Restaurant „Barrique", das mit Raclette warb. Zu einem Besuch in der Schweiz
gehörte für uns neben dem Käsefondue auch das Raclette-Essen. So nahmen wir auf der „Sonnen-(hahaha)
Terrasse“ Platz, wickelten uns dicke Decken um die Beine und bestellten 2 x „Raclette à discrétion“ (32 CHF;
30 € pP).

Das Gericht ist dort so ganz anders, als wir es von unseren Festtags-Essen her kennen. Man bekommt nämlich
keine Käsescheiben, die man in ein Raclettepfännchen legt. Nein, ein halber Walliser Raclette-Käse-Laib wird in
einem Racletteofen so lange erwärmt, bis der Käse zerläuft und dann mit einem Messer abgeschabt werden kann.
Der Klecks Käse wurde uns dann auf einem Teller zum Tisch gebracht. Traditionell wird das Gericht nur mit
Pellkartoffeln, Pfeffer aus der Mühle, Gewürzgurken und Silberzwiebel gegessen. Den ganzen Schnickschnack wie
Salami, Ananas und Mais sucht man vergeblich.
Das Wort „Raclette“ stammt übrigens vom Wort „racler“ ab, das im einheimischen französischen Dialekt „schaben“
bedeutet.

Wir bekamen vier verschiedene Raclette-Käsesorten serviert, die ausschließlich im Kanton Wallis hergestellt werden.
Danach konnten wir all-you-can-eat unseren Favoriten weiteressen. Das für uns „spartanische" Raclette war richtig
lecker und hat uns besser geschmeckt als das Käsefondue.


 


Durch den Regen, bei uns im höhergelegenen Tal SCHNEE, fuhren wir zurück zur Unterkunft. Auf dem Weg
entdeckten wir an einem Hang erneut Steinböcke und dieses Mal ließen sie sich relativ gut ablichten.


 


 


Tom hüpfte wieder in die Wanne und gemeinsam schauten wir auf der gemütlichen Couch noch einen Film. Zum
Abendessen futterten wir die morgens geschmierten Brote. Viel Hunger hatten wir durch das reichhaltige Käse-
Essen nicht mehr.


16.05.

Nach einem leckeren Frühstück mit dem Traubenkernbrot machten wir uns um 11:00 Uhr auf den Weg nach Sitten.
Der Schnee von gestern war verschwunden und lag nur noch auf den Baumspitzen oben am Berg.

Um 12:45 Uhr erreichten wir den Startpunkt zu einer Wanderung (N 46° 15' 34.146 E 7° 20' 1.5252). Ich hatte
eine schöne Tour entlang einer Suone, der „Bisse du Torrent-Neuf“ rausgesucht.
Diese Art eines alten Bewässerungssystems hatten wir ja bereits vor drei Tagen auf unserem Weg in die Jolischlucht
kennengelernt.

Gegenüber vom Parkplatz startete der Weg und führte uns erst einmal durch einen kleinen Wald, direkt am heute
noch genutzten Unterlauf der „Bisse du Torrent-Neuf“ entlang.


 


 


Am eigentlichen „Startpunkt“ gab es einige Warnschilder und auch ein Tor, das bei Bedarf geschlossen werden
konnte. Über Holzstege und matschige Wege ging es für uns weiter. Zu unserer linken Seite hatten wir eine
wahnsinnig tolle Aussicht ins Tal und rechts die hohen Felswände mit den rekonstruierten Wasserleitungen.


 


 


 


 


Abschnittsweise wurde die Suone zwischen 1430 und 1448 errichtet. Der Oberlauf, an dem wir nun vorbeigingen,
war bis 1934 in Betrieb, verfiel dann und wurde schließlich 2005 größtenteils rekonstruiert.

Immer wieder zogen Wolken den Hang hoch und wo wir bis vor 10 Sekunden noch eine grandiose Aussicht hatten,
sahen wir plötzlich nichts mehr!


 


 


Dann kam die erste Hängebrücke und Tom rollte mit den Augen. Die Brücke war aber auch wirklich etwas
unangenehm. Sie schwang ziemlich doll nach.


 


 


Als nur Minuten später der Regen einsetzte, standen wir zufällig genau an einer Schutzhütte. Was für ein Glück! Auf
der Holzbank machten wir es uns so gemütlich wie es ging und aßen unsere Lunch-Pakete.


 


 


Nach 15 Minuten war der heftige Schauer vorbeigezogen und wir satt. Weiter ging es direkt an der steilen
schwindelerregenden Kante entlang. Da ging es ganz schön abwärts!! Wie waghalsig und mutig die Erbauer
gewesen sein mussten?!


 


 


 


 


 


 


 


 


Und dann passierte es… Ein kleiner Steinschlag kam den Hang runter und ein ca. 20 cm großer Stein verfehlte Toms
Kopf nur um Haaresbreite! Puh, was für ein Schreck!! Wenn das Ding Tom getroffen hätte!? Nicht auszudenken…

Verständlicherweise hatte er nun keine große Lust mehr weiter zu gehen. Bis zur dritten Hängebrücke konnte ich
ihn noch bewegen, dann kehrten wir leider um.


 


 


 


Auch wenn wir nicht bis zum Ende gegangen sind, war es eine spektakuläre Tour mit einem grandiosen Ausblick auf
die umliegende Bergwelt. Ein wirklich spannendes Erlebnis!

10 Minuten nachdem wir am Auto ankamen, fing es heftig an zu regnen. Also eigentlich wieder alles richtig gemacht.

In Sitten kauften wir in der Bäckerei „Le Lucus" noch ein paar Leckereien. Die Verkäuferin sprach nur französisch
und englisch und viele der Plakate in der Stadt waren nur in französischer Sprache. Bereits auf unserer Wanderung
war uns aufgefallen, dass uns alle anderen Spaziergänger mit „bonjour“ grüßten und untereinander französisch
sprachen.

Zurück in unserer Ferienwohnung gab es leckere Spaghetti Bolognese und der Abend wurde wieder bei Kaminfeuer
und einem guten Film verbracht.


17.05.

An unserem letzten kompletten Tag starteten wir noch mal etwas früher. Bei frischen 4°C ging es um 10:00 Uhr
wieder die 27 Kilometer lange Strecke talabwärts. Diese Sackgasse nervte doch etwas.

Auf dem Weg nach Fiesch entdeckten wir die Bergkäserei „Walker“ und schauten uns einmal im Shop um. Natürlich
mussten vier Stückchen Käse mit.

Die Landschaft wurde auch wieder so richtig schön schweizerisch. Kleine Holzhäuser klebten an grünen Hängen und
die Industrie verschwand gänzlich.

Im Talort Fiesch angekommen, parkten wir unser Auto auf dem großen Parkplatz an der Gondelbahn-Station. Weit
und breit war sonst nur noch ein weiteres Fahrzeug dort abgestellt worden. Mmmh, ob wir da so richtig standen?
Schon komisch…

Gerne wären wir zur Fiescheralp raufgefahren, aber beim Blick auf die Webcam änderten wir unseren Plan. Dort
oben war alles wolkenverhangen und die Sicht gleich null. So schlenderten wir erst einmal eine kleine Runde durch
den hübschen Ort.


 


 


 


 


Um 12:34 Uhr nahmen wir den Bus nach Fürgangen. Wir hätten auch den Berg hochlaufen können, aber Tom war
wie immer nicht in Lauflaune und da ich ja nett bin… *grins* Mir reichte auch der Weg wieder runter und der Gatte
war glücklich, was will man mehr?

Das Glücklichsein ebbte allerdings kurze Zeit später ab, als er die „Goms Bridge“ sah! Mit 280 Metern ist sie eine
der längsten Hängebrücken im Kanton Wallis und überquert die Lamma-Schlucht 92 Meter über dem wilden Fluss
Rotten.
Tom mag die Dinger ja bekanntlich nicht besonders und heute wehte zusätzlich auch noch ein kräftiger Wind.


 


Augen zu und durch und das möglichst schnell bitte! Zügig überquerte Tom die Brücke und hielt sich dabei die ganze
Zeit über fest. Ich bummelte langsam hinter ihm her und machte einige Bilder, während ich mich dann auch
zwischendurch am Stahlseil festhalten musste. Uih, das Ding wackelte ganz ordentlich!


 


 


 


 


Auf der anderen Seite gab es erst mal eine kleine Stärkung. Im Café „Hängebrigga" setzten wir uns in die Sonne
und genossen einen heißen Jagertee und einen leckeren Latte Macchiato.


 


 


 


Bei herrlichem Wetter spazierten wir durch den historischen Ortskern von Mühlebach. Die ältesten Gebäude sind
aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Natürlich schauten wir uns auch die malerische Kapelle auf dem kleinen Hügel am
Rand des Dorfes an.


 


 


 


 


Die Wolken, die bis vor einer Stunde noch in den Berggipfeln hingen, hatten sich so gut wie aufgelöst und jetzt
schien bestimmt auch auf der Fiescheralp die Sonne!? Uns war es egal, hier unten war es so wunderschön! Wir
wollten an keinem anderen Ort sein.


 


 


Auf einer Holzbank legten wir eine Brotzeit ein und genossen unsere Zweisamkeit. Ach, war das schön dort!


 


 


 


Weiter ging es bergab ins nächste Dorf, nach Ernen. Die Grillen zirpten wie im Hochsommer und die Kuhglocken
läuteten unermüdlich. Und das Schönste war, dass wir total alleine waren. Kein anderer Mensch war weit und breit
zu sehen.


 


 


 


 


 


Nach insgesamt 7,5 Kilometern kamen wir um 16:30 Uhr wieder am Auto an. Auf dem überfüllten Parkplatz hatten
wir wirklich Not unseren Wagen zu finden! *lach*


 


Abends dann: Kaminfeuer, Sofa, guter Film und leckeres Essen! Herrlich! Nebenbei füllte ich noch die „Digitale
Einreiseanmeldung“ für morgen aus. Da die Schweiz immer noch zu den Risikogebieten zählte, mussten wir nach
unserer Rückkehr 10 Tage in Quarantäne oder einen negativen Test vorlegen. Wir entschieden uns natürlich für
Letzteres.


18.05.

Abfahrtag! Da wir einen langen Weg vor uns hatten, standen wir bereits um 06:30 Uhr auf. Rasch hatten wir die
Wohnung gerichtet und das Auto gepackt. Drei Stunden später hieß es: Tschüss Saas-Almagell!

Als wir in Goppenstein am Autozug ankamen, fuhr dieser gerade weg. Schade, hätten wir vorher nicht noch tanken
müssen… An diesem Tag kostete die Fahrt nur 27 CHF (24,60 €), dafür gab es aber auch keine Nussstängeli.
*menno*

Nach einer kurzen und dunklen Fahrt empfing uns in Kandersteg wieder die Sonne


 


Während unserer ersten Tage in der Schweiz hatten wir in Wilderswil eine kleine Molkerei entdeckt. Aber leider
passten die Öffnungszeiten nicht mit unseren Aktivitäten überein. Zweimal standen wir vor verschlossener Tür.
Heute sollte es aber endlich passen. 10 Minuten vor Geschäftsschluss stolperten wir in den Laden.
Schnell suchten wir ein paar verschiedene Alpkäsesorten aus, nahmen frische Milch und ein Stück Salami aus dem
Schrank und bezahlten.

Zufrieden machten wir uns auf Richtung Grenze. Am Brünigpass sah Tom im Vorbeifahren alte Fässer vor einem
Geschäft stehen. HALT!!! Der schöne Antik-Laden entpuppte sich als wahre Schatzkammer. Viel zu lange
schnöselten wir zwischen den alten Sachen umher. Letztendlich wechselten eine alte Milchkanne, ein Blecheimer,
ein halbes Holzfenster, ein großer Bierkrug und ein Golfschläger den Besitzer. So geil, ich freute mich tierisch!

Nun aber weiter, wir hatten noch eine lange Fahrt vor uns. Diese zog sich endlos… Tom wurde müde und mit
meinem Gesabbel versuchte ich ihn am Einschlafen zu hindern. Klappte! *lach* Ja, Quatschen kann ich.

Um kurz nach 15:00 Uhr erreichten wir die Grenze. Der nette Zollbeamte wollte wissen wo wir herkamen, ob wir
was zu verzollen hätten und ob wir uns elektronisch angemeldet hätten?
Schnell waren alle Fragen geklärt (Saas-Almagell, nein, ja!) und wir düsten weiter. Übers Internet hatte ich in
Rottweil einen Termin für einen Corona-Test reserviert. Als wir dort am Kaufland ankamen, mussten wir die etwas
versteckt liegende Station erst mal suchen und dann der Knaller! Es war niemand dort, alles verriegelt und
verrammelt! Boah, was war ich sauer! Auch die anderen Leute, die einen Termin vereinbart hatten und nun vor
geschlossener Tür standen, waren stinkig. Aber es half nichts… Eine nette Dame empfahl uns dann das Testzentrum
im Berner Feld. Ohne Termin fuhren wir dorthin, kamen sofort dran und hatten 20 Minuten später unsere negativen
Testergebnisse im E-Mail-Postfach! Super!
Die lud ich direkt auf der Seite der „Digitale Einreiseanmeldung " hoch und somit hatten wir alles erledigt!

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei unseren Freunden im Schwarzwald kamen wir erholt und ein bisschen in die
Schweiz verliebt wieder zuhause an.


Fazit

Die Schweiz! Wer hätte gedacht, dass uns dieses kleine Alpenland so gut gefallen würde?! Auch wenn wir nur
wenige Tage dort waren und das Wetter nicht immer so ganz gut war, hatten wir eine wirklich tolle Zeit mit ganz
vielen Erlebnissen.
Das Berner Oberland hat uns allerdings deutlich besser gefallen als der Kanton Wallis. Die Weine waren zwar lecker
und der Tag am Matterhorn traumhaft und unvergesslich, aber das Berner Oberland ist für uns irgendwie etwas
schweizerischer.

Ja, die Schweiz ist leider nicht ganz preiswert. Aber die fantastische Bergwelt, die lokalen kulinarischen
Köstlichkeiten und die vielen tollen Wander- und Erlebnismöglichkeiten sind dies allemal wert.

Eines steht auf jeden Fall fest: Wir kommen definitiv wieder!

Unsere Merk-Liste für die Schweiz
Niemals ohne Sonnenschutz / Sonnenbrille auf einen Berg!
Nie mehr am Ende einer 30 Kilometer langen Sackgasse wohnen!
Läderach hat die beste Schoggi!
Bei Bergwanderungen einen Helm tragen (Kommentar von Tom: Oder KEINE machen!)!
Nusshörnli nur mit Blätterteig kaufen, die mit Hefeteig sind nicht so lecker!
 

 

 

 

 

 

 

 

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