Früh schellte schon wieder der Wecker… Da die Entsorgung ja entfiel, wollten wir aber wenigstens noch frisches Wasser fassen. So ging Tom mit der Kanne zum Waschhaus und füllte sie auf. Allerdings hatte er ein Problem kaltes Wasser zu bekommen. Denn dort kam aus dem Hahn nur lauwarmes heraus. Naja, kalt werden würde das schon von alleine.
Um kurz vor 9 Uhr verabschiedeten wir uns von dem „warmen" Campingplatz. Der Himmel war leider fast komplett bedeckt, was auf Bildern immer furchtbar langweilig aussieht. Aber wir wollten uns nicht beschweren, es regnete nicht! Und darüber freuten wir uns natürlich sehr. Also, alles gut!
Bereits nach wenigen Kilometern legten wir unseren ersten Stopp ein. Tom hatte an einer Brücke eine gute Angelstelle entdeckt und wollte diese gerne testen. Während mein Mann also am Ufer stand, erkundete ich ein wenig zu Fuß die Umgebung. Abermillionen von Mücken begleiteten mich dabei. Die Viecher waren echt nervig, auch wenn sie mich nicht stachen. Der Parkplatz auf der anderen Seite der Brücke war gesperrt. Das hatte einen guten Grund, denn rechts und links davon auf den Wiesen brüteten unzählige Seevögel. Mit lautem Geschrei versuchten sie mich von dort zu vertreiben und ich kam ihrer Bitte nur zu gerne nach, wollte ich doch keine Vogelkacke auf meinem Kopf haben.
Ohne Angelerfolg und mit sauberem Kopf setzten wir unsere Fahrt fort. Immer mit Blick auf die glatte Meeresoberfläche. Aber außer Robben und Enten war nichts zu sehen.
Was aber auch nicht zu sehen war, waren Menschen! Gut, es war erst kurz vor 10:00 Uhr, aber dennoch kam uns bis jetzt erst ein Auto entgegen.
Mit Blick aufs Meer hielten wir am Straßenrand an, auch wenn dort gerade kein Parkplatz war. Die waren dort leider etwas Mangelware. Aber Dank des so gut wie gar nicht vorhandenen Verkehrs stoppten wir einfach auf der übersichtlichen Straße.
Nach wenigen Minuten hatten wir bereits Glück und konnten einen Minkwal bei seinen Tauchgängen beobachten. Dieser war zwar sehr weit weg, aber dank der wirklich glatten Wasseroberfläche konnten wir ihn hervorragend sehen.
Um uns herum herrschte eine unglaubliche Ruhe. Es wehte nur ein ganz laues Lüftchen, die Wellen klatschen zaghaft an den Strand und ein paar Seevögel waren zu hören. Sonst absolut nichts!
Als wir dann um die nächste Kurve bogen, erblickten wir einen großen Schrottplatz. Na, der passte mal so gar nicht in die Landschaft. Aber nun gut, auch die Isländer müssen ihre alten Autos loswerden.
Während wir so durch die Gegend cruisten, kritisierte Tom den Kaffee, den ich morgens für ihn gemacht und in die Thermotasse gefüllt hatte. Er bräuchte seine Herztabletten und das wäre ein Moccachino ohne Chino! Boah, da meint man es gut und macht die Plörre etwas stärker, weil der Herr so müde ist und nun ist es auch nicht richtig! Ok, vielleicht waren zwei statt sonst ein Esslöffel pro Tasse etwas zu viel… Morgen kann er ja wieder selber kochen!
Unzählige kleine und große Wasserfälle kamen links der Straße runter und dass wir immer wieder anhalten mussten, ist euch klar, oder? *lach*
So auch am kleinen historischen Hof Litlibær, der 1894 erbaut wurde. Bis 1969 wohnten bis zu 20 Personen dort.
Außer ein paar alten Alltagsgegenständen gab es in dem kleinen Haus nicht viel zu sehen. Also setzten wir uns nach draußen und bestellten frische Waffeln mit Sahne und selbstgemachter Marmelade. Dazu einen Kaffee. Tom meinte, er bräuchte etwas, um seinen Blutdruck wieder runter zubekommen… Haha, sehr witzig! Bei toller Aussicht ließen wir uns die Waffeln schmecken. Die Zwei, plus eine Kanne Kaffee kosteten 20 €. Für je 6 € nahmen wir auch noch eine Stück Vanille- und Apfelkuchen mit.
Gut gestärkt nahmen wir wieder hinter der Windschutzscheibe Platz und düsten weiter. Leider setzte dann der Regen ein und mangels Wind würde der bestimmt auch bleiben… Aber nach einer Woche Island mit so gut wie keinem Regen, wollen wir uns mal nicht beschweren!
Am schönsten Aussichtspunkt des Tages hielten wir uns fast eine Stunde auf. Von der Landspitze aus genossen wir den tollen Rundumblick auf die Fjordwelt. Links das Örtchen Súðavík, welches idyllisch direkt am Wasser lag und rechts die schneebedeckten Berge.
Eigentlich wollte ich gerne die kurze Wanderung zum Valagil Wasserfall machen. Den sah man allerdings bereits von der Straße aus ganz gut und so verzichtete ich auf die Lauferei. Seeehr zur Freude meines Mannes.
Gegen 15:00 Uhr kamen wir in Ísafjörður an und düsten erst mal nur durch. Das Fischermuseum in Ósvör wartete auf uns. Dort angekommen wurden wir direkt freundlich von Eva begrüßt. Sie war in die traditionelle wasserdichte Fischerkleidung längst vergangener Tage gekleidet.
Eva führte uns über das kleine Gelände und in jedes der drei Gebäude. Es gab den Trockenschuppen, das Salzhaus und die Fischerhütte zu besichtigen. Die Fischer wohnten dort nur in den Monaten, wo die Landwirtschaft Pause hatte. Sonst arbeiteten sie auf ihren Feldern. 1000 IKS (7,70 €) pro Person kostete die sehr interessante Besichtigung samt Führung. Sehr empfehlenswert!
In Ísafjörður stürmten wir den Nettó. Irgendwie gibt es fast jeden Tag etwas zum Einkaufen. Beim Betreten des Supermarkts stieg uns ein köstlicher Geruch in die Nase. Der Verursacher war schnell gefunden, ein thailändischer Imbiss. Nach dem Einkauf konnten wir einfach nicht anders und bestellten dort etwas. Allerdings teilten wir uns einen Teller für 1500 ISK (12 €). Aus der Theke konnten wir drei verschiedene Speisen zum Reis, der sich schon auf dem Teller befand, aussuchen. Dazu gratis Kaffee und Wasser. Das war mal günstig und lecker noch dazu.
Während des Essens telefonierte ich mit meiner Mama, die mich auf den neusten Klatsch- und Tratsch-Stand von zuhause brachte. Da wir morgens ja nicht entsorgen konnten, erledigten wir das anschließend an der öffentlichen Entsorgungsstelle im Ort. 66°04'10.3"N 23°09'01.3"W
Gegen 18:00 Uhr verließen wir Ísafjörður durch einen zweispurigen Tunnel, der in der Mitte einen Abzweig hat und dann auch noch einspurig wird. Aber das mit den Ausweichstellen kannten wir ja bereits. Wieder Tageslicht vor Augen ging es talwärts und wir bogen rechts nach Flateyri ab.
Der Regen hatte uns mittlerweile fest im Griff und die Berge um uns herum konnten wir nur schemenhaft erkennen. Dass in dem kleinen Dorf kein wirklicher Campingplatz war, wussten wir. Aber vielleicht war auf dem Zeltplatz doch irgendwo ein Plätzchen für uns?! Und so war es auch. Die große Wiese konnten und wollten wir aufgrund des Regens nicht befahren, aber auf der geschotterten Zufahrt ließ es sich doch super eine Nacht schlafen. Die Aussicht auf die Rückseite der Tankstelle war zwar eher eine -10, aber bei dem Regen war uns das auch egal.
Zum eigentlichen Zeltplatz gab es ein WC und Kaltwasser. Zum Glück brauchten wir beides nicht. Unsere abendliche Runde wurde jäh durch einen erneuten heftigen Regenguss beendet und so hockten wir lesend und Reisebericht schreibend im Womo. Zum Abendessen aßen wir nur den gestern gemachten Kartoffelsalat ohne Beilage. Das thailändische Essen war noch nicht ganz verdaut.
Als es später aufhörte zu regnen, wagte ich mich noch mal vor die Tür und ging zum Aussichtspunkt auf dem Schutzwall hoch. Dieser wurde 1996 errichtet, da ein Jahr zuvor eine schwere Lawinenkatastrophe mehrere Menschen getötet hatte…
Das fand auch eine gigantisch große Frau Möwe! Hatte sie sich dort oben wohl den Platz für ihr kuscheliges Nest ausgesucht und fand das jetzt, gelinde gesagt, ziemlich scheiße, dass ich von dort Fotos machen wollte! In einem Affenzahn kam sie auf mich zugeflogen, schrie lauthals und drehte nur wenige Meter vor mir glücklicherweise wieder ab! Boah, krass!!! Das Spielchen wiederholte sie mehrfach, während ich krampfhaft versuchte, bei erneut einsetzendem Regen, halbwegs gescheite Bilder zu machen! Leben am Limit!
Ein wenig angenervt erreichte ich später tropfnass das Womo. Zum Glück Möwenkotfrei! Das hatte sich das blöde Vieh nicht getraut! Mein lieber Mann revanchierte sich für den morgens mit Liebe gemachten Kaffee und hatte mir ein große Tasse Tee gekocht.
So verbrachten wir den restlichen Abend bei warmer Heizungsluft und Tropfgeräuschen im Womo. Gegen 22:30 Uhr verschwanden wir in der Koje… Gute Nacht! Oder doch nicht? Dem Herzmann neben mir war warm und er warf seine Bettdecke beiseite. Als treusorgende Ehefrau öffnete ich die Dachluke direkt überm Bett. Ja, es tropfte ein bisschen Wasser runter, aber das wollte ich auch gar nicht erzählen! Der Ausblick von dort war erwähnenswert. Der Regen hatte sich nämlich verzogen, die Wolken und das Licht waren herrlich… Sollte ich wirklich noch mal raus?! Oh, was für eine Entscheidung! Letztendlich blieb ich im warmen Bett liegen. Die Landschaft hatte Zeit genug gehabt toll auszusehen, jetzt wollte ich auch nicht mehr! Morgen war ja auch noch ein Tag.
Kilometer: 184 Wetter: 10°C, bedeckt und immer wieder Regen Übernachtungsplatz: Litlabyli Camping (28 € mit nix)