29.06.

Erst gegen 8:30 Uhr standen wir langsam auf. Einen Blick nach draußen riskierte ich vorerst nicht. Nachher ist es
wieder schön und ich steh noch halbnackt im Womo und kann nicht raus. Bei meinem Glück zieh ich mich schnell
an und es regnet dann wieder.
So machten wir uns erst in Ruhe fertig. Komplett in Montur öffnete ich die Jalousien… Und? Es war ganz gut,
zumindest regnete es schon mal nicht und die Wolken hingen etwas in den Bergen fest. Das sah klasse aus! So
schnürte ich nach dem Frühstück meine Wanderschuhe und stattete Frau Möwe einen erneuten Besuch ab.

Die schien aber überhaupt keine Lust auf einen erneuten Angriff auf mich zu haben und hockte unten neben ihrem
Partner auf der Wiese und knötterte nur vor sich hin. Na, mir sollte es recht sein, konnte ich wenigstens in Ruhe
Fotos machen. Die Berge am Ufer sahen ein klitzekleines bisschen so aus wie die Na Pali-Küste auf Hawaii.

 

 


 


 


 


Wieder am Wohnmobil angekommen, hatte Tom bereits mit der Gießkanne den Frischwassertank aufgefüllt. Mal
sehen, wo wir heute entsorgen konnten?! Wobei die „Abwasser"-Tanks eigentlich auch zwei Tage reichen sollten.

Bevor wir weiterfuhren, spazierten wir noch mal in das kleine Örtchen. Tom wollte gerne dem dortigen Angelladen
(laut Internet sollte da einer sein) einen Besuch abstatten. Er hatte eindeutig zu kleine Köder mitgenommen.
Jedes Sträßchen schlenderten wir entlang, aber Angelzubehör fanden wir leider nicht. Dafür aber viele
Informationstafeln zu den Gebäuden und Ereignissen im Dorf.


 


 


 


 


Traurig betrachteten wir den Gedenkstein derer, die beim Lawinenunglück ums Leben kamen. Besonders schlimm
fanden wir die Namen der kleinen Familie zu lesen. Die drei Kinder waren gerade erst ein paar Jahre alt gewesen,
als die Schneemassen ins Tal donnerten.

An vielen Häusern stand das Baujahr und wem sie einst gehörten. Im alten Buchladen schauten wir natürlich auch
noch vorbei.


 


 


Flateyri gefiel uns richtig gut. Die traumhafte Lage und die ruhige Umgebung ließen uns etwas die Zeit vergessen.
Aber was soll’s, wir hatten Urlaub!

Erst um 12:00 Uhr machten wir uns auf. Da wir auf dem Campingplatz für den heutigen Abend auch keinen Strom
haben werden, warf ich beim Starten des Motors auch gleich den Spannungswandler an und lud den Akku meiner
Kamera.

Über einen kleinen Pass ging es zum nächsten Fjord runter. Die Wolken hingen tief, was irgendwie toll und mystisch
aussah.


 


Ah, verdammt! Was juckte mich denn da am Arm so? Das wird doch nicht etwa ein Mückenstich sein???

Vorbei an mit Lupinen bewachsenen Berghängen und am Strand liegenden Schafen fuhren wir nach Þingeyri. Im
uriggemütlichen Café Simbahöllin ließen wir uns nieder und ich begutachtete erst mal meinen Arm. Da war doch
tatsächlich ein Stich!! Das glaub ich jetzt nicht! Ich dachte, in Island gibt es keine Mücken die stechen??? Also, alles
Blödsinn, was im Netz steht!!!

Auf den Schreck gab’s eine leckere Waffel für 920 ISK (7,40 €) das Stück. Dazu einen Cappuccino (580 ISK;
4,70 €) und eine heiße Schokolade (640 ISK, 5,15 €).


 


Dann hieß es: „Schotterpiste voraus für die nächsten 70 Kilometer“. Langsam schlängelten wir uns den Berg hoch,
das Geschirr hinter uns klirrte und die hölzerne Einrichtung ächzte, das Womo gab alles. Ach was, so schlimm war
das gar nicht. Stellenweise war die Fahrbahn etwas rutschig, aber sonst sehr gut zu fahren.


 


 


Die Aussicht war gigantisch und die tiefhängenden Wolken… Megaschön!! Guckt euch das an!


 


 


 


 


 


 


Bald erreichten wir den breiten und mächtigen Dynjandifoss. Er sah aus, als wenn man ihn künstlich angelegt hätte.
Über mehrere kleine Fälle donnerte das Wasser ins Tal.


 


Langsam spazierten wir den Weg bis nach ganz oben und stoppten an jedem der kleinen Wasserfälle. Eine
willkommene Verschnaufpause! Denn die Strecke war ganz schön steil und teilweise rutschig.


 


 


Als wir fast den letzten Fall erreicht hatten, sahen wir unten auf dem Parkplatz einen Bus anhalten. Wie die Bienen
schwärmten die Touristen aus und kamen auf uns zu! Ach herrje! Schnell sprangen wir die letzten Stufen hoch und
ich konnte noch in aller Ruhe meine Bilder schießen.


 


 


 


Mensch, das war ganz schön nass dort oben direkt am Wasserfall. Gut, dass ich schon den ganzen Tag
frisurentechnisch nicht ganz auf der Höhe war…


 


Wieder unten angekommen, quatschte uns ein deutsches Ehepaar an und bat um ein gemeinsames Foto. Den
Wunsch erfüllte ich natürlich gerne und so kamen wir kurz ins Gespräch. Sie waren mit dem Reisebus gekommen
und wollten in 12 Tagen einmal um die Insel. Für den Spaß bezahlten sie zusammen 8000 €! Sportlich, beides!
Angesetzte Zeit und ausgegebenes Geld.

Mit einer Dose Cola ließen wir uns noch auf eine der Picknickbänke fallen und genossen ein wenig den Blick auf den
schönen breitgefächerten Wasserfall, während die Bus-Touristen davon rauschten.

Die letzten Kilometer der Schotterpiste standen an und es ging wieder bergauf. Die Temperatur sank von 10°C im
Tal auf 6°C oben auf dem Berg. Die Wolken waren in dieser lebensfeindlichen Landschaft zum Greifen nah.
Hoffentlich setzte Tom mich dort nicht aus!??!


 


 


Leider war dieser Teil der Strecke nicht ganz so schön zu fahren wie der vorherige. Dicke Steine lagen auf der Piste
und tiefe Schlaglöcher mussten umfahren werden. Der Ausblick entschädigte allerdings dafür.


 


 


Um kurz nach 18:00 Uhr erreichten wir wieder Meereshöhe und Tom ging direkt angeln. Eine Stunde später
erreichten wir den Campingplatz in Flókalundur. Die Wiese dort war recht aufgeweicht und so blieben wir lieber am
Rand stehen. Nicht, dass wir hier für immer feststeckten. Und außerdem war die Sicht dort auch besser.


 


Auf den Grill kamen heute Lachs und Rippchen, dazu den Rest Kartoffelsalat und wir wurden satt.
Unser Blick wechselte dabei ständig zwischen dem schönen Ausblick aus dem Seitenfenster und dem Blick nach
vorne raus auf das Treiben auf dem Platz. Dort stand z.B. ein Pärchen mit einem Dacia Dokker und die zwei hatten
unseren vollsten Respekt, dass sie mit diesem kleinen Ding unterwegs waren. Bei leichtem Nieselregen saßen sie
draußen vor dem Wagen und kochten auf ihrem Mini-Gaskocher Nudeln. Zum Glück schloss der Himmel schnell
wieder seine Schleusen und die Beiden konnten halbwegs trocken essen.

Die zwei Holländer nebenan in ihrem roten VW-Bus hatten extra Lüftungsgitter, die sie zwischen Scheibe und
Rahmen klemmten. Darunter klebten sie noch mit Panzertape schwarze Stofftücher gegen das Tageslicht und
huschten im Schlafanzug auf die Rücksitzbank.

Der gelbe Ex-Post-Bulli, der direkt neben uns parkte, fuhr sich schon fast beim Rauffahren auf die schlammige
Wiese fest. Hoffentlich kam er am nächsten Morgen gut weg…

Ziemlich spät kam noch ein Wagen mit fünf Insassen. Die gewannen jeden Wettbewerb im Zeltaufbauen. Mensch,
was waren die flott! Ob es am wiedereinsetzenden Regen lag, vermag ich nicht zu beurteilen. 
So ein voller Campingplatz ist besser als jede Samstagabend-Show. In diesem Sinne… Gute Nacht!


Kilometer: 121
Wetter: 6°C – 10°C, bedeckt
Übernachtungsplatz: Tjaldsvæðið Flókalundi (25 € mit Dusche, ohne Strom)
 

 

 

 

 

 

 

 

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