02.07.

Erst um 8:21 Uhr wurden wir durch ein zaghaftes Klopfen geweckt. Die Stellplatzgebühr wurde von einem netten
jungen Mann kassiert. Während Tom danach direkt wieder einschlief, war ich wach und schrieb erst mal meiner
Freundin einen Geburtstagsgruß.

Gemütlich machten wir uns später fertig und erst um 11:00 Uhr, lange nachdem die anderen Camper den Platz
verlassen hatten, fuhren wir los. Als erstes steuerten wir die „Geirabakari“ an. Die Bäckereien sind hier in Island
wirklich toll und haben fast so eine gute Auswahl wie die in Deutschland. Besonders köstlich ist das Rúgbrauð, ein
etwas süßlich schmeckendes Roggenbrot.
Ein paar lecker aussehende Teilchen mussten dann aber auch noch mit.

Im benachbarten Bónus besorgten wir den Rest und kauften auch noch etwas für unsere Kiste, die wir am Ende
der Reise auf unserer Facebook-Seite wieder verlosen wollten.
Außerdem fand Tom dort „Bratwürste". Von denen hatte er gestern noch gesprochen und freute sich nun ein Loch
in den Bauch.

Als wir Borgarnes in nördlicher Richtung verließen, war der Himmel mal wieder wolkenverhangen, es nieselte leicht
und ein kräftiger Wind wehte.

 

 


 


 


Schon von weitem konnten wir die Dampfwolken der heißen Quellen „Deildartunguhver“ in Reykholtsdalur sehen.
An mehreren Stellen kommt dort 100°C heißes Wasser aus dem Boden. Deildartunguhver stößt 180 Liter Wasser
pro Sekunde aus und gilt als eine der ergiebigsten Thermalquellen der Welt.
Zur Gebäudebeheizung führen Pipelines das Wasser bis in die 70 Kilometer entfernt liegende Stadt Akranes. Nach
ca. 24 Stunden kommt es dort mit immer noch 73°C an.

Meine Brille und die Kamera beschlugen natürlich sofort. Na, wer hat Lust auf ein Bad?


 


 


 


Auf der Weiterfahrt sahen wir überall Dampfschwaden, die aus dem Boden kamen. Irgendwie fühlt man sich, als
wenn man auf dem Deckel eines mit Wasser kochenden Topfes sitzen würde.

Bald erreichten wir den „Hraunfossar“. Wunderschön, wie die vielen kleinen Wasserfälle aus dem Nichts zu kommen
schienen. Der Fluss Hvitá versickert im porösen Lavagestein, fließt auf einer Basaltschicht weiter und kommt dann
auf einer Länge von 700 Metern als unzählige Wasserfälle wieder zum Vorschein.


 


 


 


 


Wenige Meter weiter liefen wir zum „Barnafoss“. Eine traurige Sage umgibt den Ort. Früher gab es dort eine
natürliche Steinbrücke. Zwei kleine Kinder sollen von dieser Brücke herabgestürzt und ertrunken sein. Die Mutter
der Beiden ließ daraufhin die Steinbrücke zerstören, damit so etwas Schreckliches nie wieder passiert.


 


Bis zum Campingplatz „Húsafell“ waren es dann gerade mal noch 6 Kilometer. Ihr fragt euch bestimmt, warum wir
um 14:00 Uhr schon unseren Übernachtungsplatz ansteuerten? Das erfahrt ihr gleich.


 


Zuerst einmal checkten wir ein und suchten uns einen Stellplatz aus. Rasch gingen wir noch einmal zur Toilette und
schoben uns ein Stück Keks in den Mund. Dann spazierten wir wieder los zum Informationscenter. Dort warteten
wir, geplagt von den blöden Mücken auf das Einsteigen in den Allrad-Bus. Dieser sollte uns dann zum Gletscher
„Langjökull“ hochbringen.


 


Als dann auch endlich Mr. McDonald auftauchte, der Typ hatte noch seelenruhig im Restaurant gesessen, ging es
fast pünktlich um 15:04 Uhr los. Über eine Schotterpiste rumpelten wir gute 45 Minuten durch die einsame
Landschaft. Je höher wir kamen, desto mehr Geröll tauchte auf. Bis schließlich alles Grün verschwunden war.


 


 


Zum Glück hatte ich mich für den Transport ab Húsafell entschieden. Die Strecke führte ganz schön rauf und runter,
mit dem Womo wäre das nicht gut gewesen.

Am Klaki Base Camp angekommen, stiegen wir in den Ice-Truck um. In unserer Sechser-Sitzgruppe nahm noch
eine indische Familie aus Boston Platz und sofort waren wir in ein Gespräch vertieft. Kevin, unser Guide, saß eine
Bank weiter und erzählte auf eine so lustige Art und Weise, dass wir aus dem Lachen nicht mehr rauskamen.


 


 


Dann wurde automatisch die Luft aus den Reifen gelassen und wir fuhren langsam auf den Gletscher. Der fing ganz
sanft an der Geröllhalde an und hatte keine Bruchkante oder Ähnliches. Es sah aus, als würden wir einfach nur auf
ein Schneefeld fahren.


 


Nun wurde es Zeit für die Sonnenbrillen. Der helle Schnee und die weißen grellen Wolken blendeten doch arg.

Dann kamen wir im weißen Nichts an. Uns fehlte jegliche Orientierung. Nur die Metallröhre als Tunneleingang war zu
sehen. Wir entflohen dem Nieselregen und schlossen uns der ersten Gruppe an, die in den Gletscher gehen durfte.


 


Der Tunnel war mit Antirutschmatten ausgelegt und stockdunkel. Nach einigen Metern rannte ein Mitarbeiter an uns
vorbei und schaltete freundlicherweise das Licht ein. Dann hörte die Metallröhre auf und wir standen im Eistunnel.
Wasser tropfte überall von der Decke und durch dezentes Licht wurde das Eis angestrahlt.

In einer kleinen Ausbuchtung bekamen wir Ice-Trekker verpasst. Das sind Schneeketten für die Schuhe.


 


 


So gut gerüstet gingen wir im Entenmarsch hinter Kevin her. Dieser erzählte uns alles Wissenswerte über den
Langjökull, der mit ca. 953 km² der zweitgrößte Gletscher Islands ist.

An einer Stelle zeigte er uns eine dünne schwarze Schicht im Eis. Die ist vom Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr
2010. Da kann sich wahrscheinlich jeder dran erinnern, oder?!


 


In Tunnel befanden wir uns ungefähr Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre. Das heißt, dass wir nun von Eis
umgeben waren, das aus dem Schnee entstand, der zu diesem Zeitpunkt fiel.


 


 


Tom und ich waren total beeindruckt. Auf einem Gletscher waren wir ja bereits, aber jetzt! So mittendrin! Das war
total irre. Immer wieder musste ich das Eis anfassen und mir bewusstmachen, wo ich gerade stand.


 


 


 


Nach einer Stunde traten wir wieder ans Tageslicht und setzten sofort die Sonnenbrillen auf. Boah, war das hell!!
Leider hing immer noch eine dicke, nicht enden wollende Wolke um uns herum und wir konnten nichts sehen.
Eigentlich hat man von dort oben einen Weitblick von bis zu 260 Kilometer. Schade, aber wir waren ja auch nicht
wegen des Ausblicks dort.

Wieder im Klaki Base Camp angekommen, tranken wir im kleinen Office noch einen Kaffee und Tom schaute mit
den Mitarbeitern ein bisschen das WM-Spiel Belgien-Frankreich. Derweil nutzte ich die Zeit sinnvoll und machte ein
paar Bilder von der Umgebung.


 


 


 


Um kurz vor 19:00 Uhr stiegen wir wieder in den Allrad-Bus um und wurden zum Ausgangsort zurückgebracht.
Eine halbe Stunde später schlossen wir die Tür zu unserem Womo auf. Was hatten wir beide für einen Hunger.
Schnell musste Futter her! Da bot sich doch die Tüte Fertigessen im Eisfach an. Super Idee, die wurde auch gleich
umgesetzt. Zufrieden genossen wir bei warmer Heizungsluft unser Essen.

Noch ein bisschen lesen, noch ein bisschen Reisebericht schreiben und unsere Augen wurden immer schwerer.
22:00 Uhr – Schicht im Schacht!


Kilometer: 72
Wetter: 14°C, bedeckt
Übernachtungsplatz: Campingplatz Húsafell (37 € mit Strom)
 

 

 

 

 

 

 

 

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