10.07.

Schon wieder mussten wir so früh aufstehen. Für 11:00 Uhr hatte ich ja die Bootstour auf dem Gletschersee
Jökulsárlón reserviert und vorher wollten wir gerne noch ein wenig den treibenden Eisbergen zuschauen. Also waren
wir um kurz nach 8:00 Uhr on the road. Begleitet von dem blöden kräftigen Wind von gestern. Aber wenigstens
ließen wir, je weiter wir fuhren, die Wolken hinter uns und als wir schließlich am See ankamen, schien wieder die
Sonne.

 

 


 


 


 


 


Als Erstes trieb es uns an den schwarzen Strand und wir trauten unseren Augen kaum. Die letzte Ebbe hatte
unzählige Eisblöcke ans Ufer treiben lassen und die schmolzen dort nun langsam vor sich hin. Da waren viel mehr
als noch am Tag zuvor! Diese unterschiedlichen Formen und das teilweise sagenhafte Blau des Eises– einfach
unfassbar schön!
Wenn ihr es einrichten könnt, kommt zur Ebbe an den Diamond Beach. Dann liegen dort viel mehr Eisschollen als
bei Flut. Hier findet ihr die Gezeiten.


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


Um 10:30 Uhr checkten wir für unsere Zodiac-Tour (9800 ISK pP; 78 €) ein und bekamen wieder diese warmen
Überlebensanzüge und Schwimmwesten.


 


Dieses Mal nahmen Tom und ich hinten im Schlauchboot Platz, was eine gute Entscheidung war. Später dazu mehr.
In einem normalen Tempo fuhren wir vorbei an den majestätischen Eisbergen, die in den unterschiedlichsten Farben
in der Sonne leuchteten. Außer natürlich die schwarzen, die mit Asche bedeckt waren oder vom Boden des
Gletschers kamen und Gerölleinschlüsse hatten.


 


 


Die weißen Eisberge bzw. der weiße Teil eines Eisberges ist voll von Schneekristallen und Lufteinschlüssen. Er ist der
jüngste und noch nicht sehr verdichtete Teil der Eismasse. Das einfallende weiße Sonnenlicht wird reflektiert und
gestreut.

Die Eisberge, die blau schimmern, haben dagegen so gut wie keine Lufteinschlüsse und keine Schneekristalle. Die
Schneemassen sind über Jahrhunderte komprimiert worden und sie sind somit der älteste Teil des Eisberges. Das
Sonnenlicht trifft auf keinerlei Hindernisse und kann tiefer ins verdichtete Eis eindringen, bevor es zurückgeworfen
wird. Das Eis verhält sich dabei ähnlich wie flüssiges Wasser. Es absorbiert die meisten Farben des Sonnenlichts,
übrig bleibt nur der malerische Blauton, der reflektiert wird.

So, genug von der Physik! Widmen wir uns lieber wieder unserer unglaublich tollen Tour und den bizarren Formen
der Eisberge. Einige waren gezackt und hatten Schürfspuren vom felsigen Untergrund, über den sie
hinwegschrammten. Andere hatten sich gedreht und zeigten uns ihre vom Wasser wabenartig geformte Unterseite.
Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hingucken sollten.


 


 


 


 


 


Unser Guide Magnus erzählte uns, dass der Gletschersee bis zu 248 m tief ist und somit die tiefste Stelle Island ist.
Gleich daneben befindet sich auch noch der höchste Berg Islands, der 2110 Meter hohe Hvannadalshnúkur.

An der Abbruchkante angekommen, hoffte Tom sehr auf das Kalben des Gletschers. Ich brauchte das jetzt nicht
unbedingt. So in diesem kleinen wackeligen Zodiac sitzend! Aber natürlich wäre das auch irgendwie toll gewesen.
Leider tat uns der Gletscher nicht den Gefallen und blieb ruhig. Auch wenn immer wieder ein Knirschen und Knarzen
zu hören war.


 


Bis zu den Eismassen hielten wir daher einen Sicherheitsabstand von 300 Metern. Immerhin war die Kante 80 m
hoch und wenn sich da ein Block lösen würde, wäre das für uns wahrscheinlich nicht ganz so lustig…


 


 


 


Auf der Rückfahrt legte Magnus dann die Hebel auf den Tisch und gab fast Vollgas! Yeah!! Was war das cool, über
die Wellen zu donnern! Allerdings auch nur hinten, die vorderen Passagiere wurden richtig heftig durchgeschüttelt.


 


Nach einer Stunde kamen wir wieder am Ausgangspunkt an und waren hellauf begeistert. Die Tour hatte sich
wirklich gelohnt. Im Vergleich zur Gestrigen war der Spaßfaktor an diesem Tag natürlich bedeutend höher. Der
Anblick auf die Gletscherzunge war allerdings gestern schöner, weil man mehr von den Eismassen gesehen hat.
Welche Tour ihr macht, müsst ihr selbst entscheiden. Beide sind auf ihre Art unvergesslich!

Nachdem wir in dem kleinen Café ein Stückchen Kuchen gefuttert hatten, spazierten wir wieder zum See. Die
Eisberge haben aber auch eine wahnsinnige Anziehungskraft. Fasziniert beobachteten wir, wie die Flut das Wasser
und die Eisberge, die schon Richtung Meer unterwegs waren, wieder in den Gletschersee zurückdrückte. Was für ein
aufregendes Spektakel! Einige der skurrilen Eisformationen drohten umzukippen… Na? Ach nee, leider doch nicht!


 


 


 


Durch diesen starken Gezeitenwechsel strömt immer wieder salziges Meerwasser in den See, welches ihn nie
zufrieren lässt. 
Gerne hätten wir ja gesehen, wie die Eisberge Richtung Meer schwimmen… Ein Blick auf die Gezeitentabelle verriet
uns, dass um 16:00 Uhr der Wendepunkt ist und die Ebbe einsetzen würde. Nach einer kurzen Überlegung
schmissen wir all unsere heutigen Pläne über Bord und beschlossen, noch am See zu bleiben.


 


 


Wir beobachteten die Seeschwalben bei ihrer Futtersuche und am liebsten hätte ich die olle Raubmöwe verscheucht,
die immer wieder suchend über deren Nester flog.


 


 


Zum Diamond Beach spazierten wir natürlich auch noch mal. Die Eisberge von morgens waren fast komplett
verschwunden. Ob sie nun geschmolzen waren oder die Ebbe sie aufs Meer hinausgezogen hat? Wir wissen es
nicht. Dennoch war es auch dieses Mal wieder super spannend dort. Die verbliebenden kleinen Eisbrocken lagen
höher am Strand und somit nicht in den Kieselsteinen. Es tut mir leid, aber ihr müsst euch jetzt noch mehr „Eis-
Bilder“ ansehen…


 


 


 


 


 


Nachdem ich meine Schuhe mehrfach auf ihre Wassertauglichkeit hin getestet hatte, meine Brille komplett mit
Salzwasser beschmiert war, und auch Tom keinen Durchblick mehr durch seine Sonnenbrille hatte, gingen wir
zurück zum Womo.

Nach einem Kaffee und einem heißen Kakao war es dann auch endlich kurz nach 16:00 Uhr. Leider setzte auch
pünktlich der angekündigte Regen ein! Verdammt! Nichtsdestotrotz zogen wir uns an und gingen zum Wasser.

Langsam bewegten sich die Eisberge Richtung Meer und kollidierten dabei immer mal wieder miteinander. Was für
ein Schauspiel.


 


 


 


Die ganze Zeit über hofften wir, dass von dem großen Eiskoloss vor uns das oberste Stück abbrach. Leider tat sich
aber nix. Dafür drehten sich andere direkt vor unseren Augen.


 


 


 


Bevor wir uns von diesem magischen Ort verabschiedeten, lief Tom zum Womo und holte eine große Schüssel.
Darin packte er ein dickes Stück Gletschereis. Ein bisschen davon sollte abends für seinen Whisky sein und den Rest
würden wir in flüssiger Form mit nach Hause nehmen.


 


Um 17:30 Uhr, mit einer geplanten Verspätung von 5 Stunden, düsten wir nach Höfn. Die Eisberge, die Gletscher
und Seen waren ein ganz besonderes Highlight auf unserer Island Rundreise.

Dort sprangen wir kurz in den Nettó, unser Brot war ausgegangen. Bis zum Campingplatz auf der Landzunge
„Stokksnes“ war es dann nur noch ein Katzensprung.
Schön ist der Parkplatz (von Camping kann man nicht reden) dort nicht, aber allemal ruhiger als der in Höfn. Leider
gibt es keine Entsorgungsstelle und noch nicht mal einen Müllcontainer.
Im Viking Café bezahlten wir die Stellplatzgebühr und kauften auch gleich noch zwei köstlich aussehende Stückchen
Kuchen.


 


Zum Abendessen gab es Nudeln Bolognese mit dem leckeren Gehackten vom Bauernhof „Efstidalur“. Das war
eingefroren, keine Angst!
Tom schaute dabei endlich mal wieder ein WM-Spiel. Gut gesättigt wurde es Zeit für den Whisky on the rocks. Da
schwamm nun 600 bis 850 Jahre altes Eis in einem 16 Jahre alten Whisky. Verrückt!


 


Alles, was sich von dem Eisklumpen schon verflüssigt hatte, füllten wir in eine leere Wasserflasche um.
Um 22:00 Uhr lag ich bereits im Bett und schlummerte, der Mann folgte erst zwei Stunden später. Es gab
schließlich wieder mal Fernsehen…


Kilometer: 150
Wetter: 12°C, Sonne-Wolken-Mix
Übernachtungspatz: Viking Café (40 € mit Strom und Eintritt Wikingerdorf und Maut zum Leuchtturm)
 

 

 

 

 

 

 

 

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