27.09.

Irgendwie hatten wir die Nacht nicht so gut geschlafen. Ein 1,40 m breites Bett sind wir nicht gewohnt, zuhause
haben wir 60 cm mehr. An diesem Abend wollten wir einfach mal in eins der oberen Schlafzimmer umziehen. Wir
hatten ja genügend Auswahl. *lach* Und die Betten sahen da etwas breiter aus.

Um 09:30 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Portnahaven. Der Wind hatte in der Nacht die Regenwolken
fortgeschoben und wir flogen förmlich über die 11 Kilometer lange, schnurgerade Straße zwischen Port Ellen und
Bowmore. Dass es auf Islay Unmengen an Torfmooren gibt, merkt man da mehr als deutlich. Die Straße hat so
unfassbar viele Unebenheiten, dass sogar das Auto meckerte: Tom sollte eine Pause einlegen, er sei
unaufmerksam. Sehr lustig! Es war einfach unmöglich den Wagen ruhig zu halten.

In Bowmore tauschten wir in der Bank of Scotland eben rasch den „falschen“ 20iger von gestern und ich holte mir
im Geschenkladen gegenüber einen neuen Loop für meine Haare. Die nächste Windböe konnte kommen!

 

 


 


 


In Portnahaven angekommen holte Tom sich erst mal einen Kaffee in einem kleinen Shop. Dort fanden wir dann
auch endlich die Steak n‘ Kidney Pie, von denen eine Bekannte so geschwärmt hatte. In den vorherigen
Supermärkten hatten wir verzweifelt danach gesucht. So luden wir direkt mal zwei Packungen zum Probieren ein.
Als wir dann endlich losspazieren wollten, sahen wir am Horizont eine dicke dunkle Wolke auf uns zukommen. Uih,
da guckte ich doch lieber schnell mal auf den Regenradar. Oh ja, da kam ein kurzer, aber heftiger Regenschauer
angerauscht. Den Kaffee trank Tom dann doch lieber im Auto und wir warteten gemeinsam die halbe Stunde ab.


 


 


 


Um kurz vor 12:00 Uhr starteten wir dann zu unserer kleinen Wanderung an der Küste entlang. Rechts und links
zogen weitere Regenwolken an uns vorbei. Aber das einzige, was bei uns beiden etwas nass wurde, waren die
Schuhe. Der mit Wasser vollgesogene Torfboden war stellenweise so aufgeweicht, dass wir knöcheltief versanken.


 


 


 


 


 


Der traumhafte Blick auf die Küste entschädigte aber für die etwas nassen Füße.


 


 


 


 


 


Als wir nach 1,5 Stunden wieder im Auto saßen, fing es an zu regnen. Welch ein Glück wir doch hatten!

Auf unserem trockenen Sitzplatz aßen wir unsere morgens geschmierten Butterbrote und beobachteten die
Robben, die im Hafenbecken umhertollten. Das war besser als jedes Fernsehprogramm.


 


 


 


Weiter ging es durch die schöne Landschaft. Mitten im absoluten Niemandsland entdeckten wir ein Schild mit der
Aufschrift „Tormisdale Croft Craft“. Wenn jemand dort im Nichts der Halbinsel Rhinns den Mut hatte, einen Laden
zu eröffnen, dann sollte das auch belohnt werden. So bogen wir links ab und fuhren vorsichtig über eine unebene
Piste zur Tormisdale Farm.


 


 


 


Im kleinen Shop wurden wir freundlich von einer älteren Dame begrüßt. Wir seien seit zwei Jahren die ersten
Deutschen, die sie besuchen würden. In Ruhe schauten wir uns um. Neben handgesponnener Wolle, gestrickten
Pullovern und allerlei anderer Naturprodukte aus dem Farmbetrieb, wurden auch Muscheln und Treibholz-Stöckchen
zum Verkauf angeboten.

Wir kauften schließlich zwei Tweed-Duftsäckchen mit Lavendel und vier gehäkelte wiederverwendbare Gesichtspads.

Eine Fahrt über die Halbinsel Rhinns ist immer irgendwie besonders. Dort ist Islay noch ruhiger, noch einsamer, noch
entspannter. Uns kam die ganze Zeit über kein einziges Auto entgegen. So konnten wir ganz entspannt an der
dachlosen mittelalterlichen Kirchenruine kurz hinter der Kilchiaran Bay anhalten. Leider ließ sich das Tor zur Wiese
nicht öffnen und einfach über die Mauer klettern…? Das wollten wir nicht! Da wir aber vor vielen Jahren schon einmal
im Innern der Kirche waren, waren wir nicht allzu sehr enttäuscht. 


 


Dafür gab es ein paar Kilometer weiter süße Highland Cattles zu sehen. Die sind aber auch putzig!


 


 


Wieder in der „Zivilisation“ angekommen, ließen wir uns ein Stück Carrot Cake und einen Kaffee im Mini Market in
Bruichladdich schmecken. Die Sonne wärmte uns zwar ganz gut, aber der Wind war bitterkalt. 


 


 


 


Bevor wir noch auf der Holzbank festfroren, machten wir uns auf nach Bridgend. Im Internet hatte ich gelesen,
dass von den 8000 Tankstellen in ganz GB knapp 4000 keinen Sprit mehr hatten. Oh je… Unser Tank war zwar
noch bis zur Hälfte voll, aber man wusste ja nicht, wie das so weiterging! An der kleinen Tankstelle in Bridgend gab
es aber zum Glück noch genug Sprit und wir machten den Tank randvoll!

Da das Wetter immer noch so gut war, spazierten wir die Runde „Bridgend Woods“. Erst war der Weg super zu
laufen.


 


 


Aber dann mussten wir rechts ab ins Unterholz… Der Weg wurde immer schmaler, matschiger und zugewucherter.
Leicht genervt kämpften wir uns vorwärts. Mittlerweile hatten unsere Schuhe versagt und die Socken waren nass…

Als sich dann ein „See“ vor uns ausbreitete, kehrten wir zähneknirschend um! Nur mit einer Wathose wären wir
dort durchgekommen.


 


Nach über 25.000 Schritten, umgerechnet knapp 18 Kilometer Wegstrecke, hatten wir uns ein leckeres Abend-
essen verdient. Dazu spazierten wir beim Inder in Bowmore rein. Bereits seit unserem ersten Besuch auf der Insel
2004 gehen wir dort mindestens 1x pro Urlaub essen. Das „Chicken Korma“ ist Weltklasse! Da könnte ich mich
reinlegen!

Da morgens vor dem Coop ein Lebensmittel-Lkw einige Paletten ausgeladen hatte, sprangen wir schnell noch in
den Supermarkt. Huhn war aber immer noch - oder schon wieder - ausverkauft. Na ja, gab es am nächsten Tag
halt Haggis, den hatten wir noch im Kühlschrank.

Im Haus befreite ich erst mal unsere Wanderschuhe vom Dreck und auch unsere Outdoor-Hosen wanderten in die
Waschmaschine. Ziemlich müde von der Lauferei und dem kräftigen Wind fielen wir um 22:30 Uhr ins Bett, aber
eine Etage höher!


 


Kilometer: 97
Wetter: 14°C, Sonne-Wolken-Mix mit etwas Regen und ordentlich Wind
 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 5

Übersicht

Tag 7